Champions League
Der erfolgreichere Gegenentwurf zu den Großkopferten
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| Mittwoch, 29. September 2004Werder Bremen trifft heute auf einen sehr starken Gegner – Frank Hellmann (FR 29.9.): „Ungeachtet der Star-Ensembles aus Barcelona und Madrid gilt der FC Valencia als bestes, weil effektivstes spanisches Team. Quasi der erfolgreichere Gegenentwurf zu den Großkopferten. Der nationale Titel 2002 und 2004, der Uefa-Cup und Supercup-Gewinn in diesem Jahr zeugen von einem Konzept, dass international noch nicht genügend Anerkennung erfährt. Allein deshalb rechnet sich Trainer Claudio Ranieri für die Champions League weit mehr als das Erreichen des Achtelfinales aus. Für den Italiener ist die Aufgabe in Valencia eine Herzensangelegenheit, hatte er doch 1998 überhaupt die Grundlagen für eine Equipe gelegt, die sich unter Hector Cuper und Rafael Benitez höhere Weihen verdiente, zweimal (2000 und 2001) erst im Finale der Champions League scheiterte. Wie ein Geschenk des Himmels mag Ranieri nach der Ausbootung in Chelsea das Angebot seines Ex-Vereins vorgekommen sein. Und der Römer wusste, wie man spanische Seelen gewinnen kann. Sogar schwimmend würde er zurückkehren, sagte er, erklärte, „zu sterben und die Spieler zu töten“, um Valencia an der Spitze zu halten.“
Lampenfieber in Bremen – Jörg Marwedel (SZ 29.9.): „Die Champions League kam schon am Sonntag in die Stadt. Zwei Lkw mit vier Mitarbeitern der Signage Group aus Brüssel nahmen Kurs auf das Weserstadion, im Gepäck jede Menge Werbebanden und Embleme, die Symbole der europäischen Königsklasse und ihrer vier Hauptsponsoren. Seitdem überwachen die Herrschaften im Auftrag der Schweizer Marketingagentur Team penibel, wie der sonstige Hausherr Werder Bremen die Arena frei räumt von störenden Botschaften anderer Unternehmen, die Bremens populärste Bühne sonst zur Imagepflege nutzen. Jeder einzelne Schriftzug muss überklebt werden, auf jedem Automat und jeder Würstchenbude. 1,5 Kilometer Werbebande sind zu verhüllen. Selbst das Beck’s Bier, ein Wahrzeichen der Stadt, darf nur als No-name-Produkt ausgeschenkt werden, damit allein die Partner des Veranstalters Uefa dort leuchten, wenn der Deutsche Meister Werder Bremen gegen den spanischen Titelträger FC Valencia antritt. 3,7 Millionen Euro Antrittsgage pro Spiel erhält jeder Klub für die Abtretung des Hausrechts, der Sieger kassiert weitere 330 000 Euro. Was beim FC Bayern und in Leverkusen längst Routine ist, bedeutet in Bremen noch den Ausnahmezustand. Elf Jahre ist es her, dass Werder zum bislang einzigen Mal in der damals gerade aus der Taufe gehobenen Champions League mitspielte. Klaus Allofs hatte gerade seine Spielerkarriere beendet, Mario Basler betrat schüchtern das internationale Parkett und begeisterte die Hörer von Radio Bremen mit der Vermutung, Bremen habe drei Millionen Einwohner.“