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Bundesliga

Argentinische Blockbildung

Oliver Fritsch | Freitag, 1. Oktober 2004 Kommentare deaktiviert für Argentinische Blockbildung

So ganz ernst scheint man die Wolfsburger noch nicht zu nehmen: eine augenzwinkernde „Spurensuche“ (FTD) nach dem Wolfsburger Aufschwung – Ewald Lienen befällt wieder die Paranoia (FR)

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Argentinische Blockbildung

René Martens (FTD 1.10.) sucht nach den Wolfsburger Erfolgsgaranten: „Geschäftsführer Klaus Fuchs trägt eine Krawatte mit einer Golf spielenden Comicfigur drauf und wirkt nicht wie ein Managertyp, sondern wie der nette Onkel von der Barmer Ersatzkasse. Trainer Erik Gerets dagegen könnte in den Filmen Ken Loach einen Working Class Hero alter Schule spielen – wie bei manch anderen Klubs haben auch in Wolfsburg sehr gegensätzliche Duos die sportliche Verantwortung. Gerets hat vor dieser Saison zwei Spieler geholt, die zu Schlüsselfiguren für den jetzigen Erfolg avancierten: Kevin Hofland – eine Art Ziehsohn, denn Gerets hat ihn einst beim PSV Eindhoven zum Nationalspieler geformt – und Facundo Quiroga. Die beiden Innenverteidiger, überragend im Stellungsspiel, verstanden sich von Anfang an blind. Quiroga ist mittlerweile der fünfte Argentinier im Kader – ein nicht nur hier zu Lande einmalig hoher Anteil an Spielern aus jenem Land, das nach Brasilien das reichhaltigste Talentreservoir haben dürfte. Diese „Blockbildung“, Ergebnis einer von VW Argentina eingefädelten Kooperation mit dem argentinischen Spitzenklub River Plate, habe „zum Erfolg beigetragen“, sagt Fuchs. (…) Allemal reif für die Königsklasse ist das so genannte Ticketing-System, schließlich kann man sogar in Vorverkaufsstellen in Paris oder Tokio Eintrittskarten für VfL-Heimspiele erwerben. Wer aus fremden Landen nach Wolfsburg kommt, wird sich aber möglicherweise über die Allgegenwart des Sponsors und Hauptgesellschafters Volkswagen wundern. Im „Soccer-Café“ des Stadions gibt es etwa eine „VW-Currybockwurst“. Aber keine Sorge: Sie wird nicht aus Autoteilen gemacht.“

Mal wieder von allen Seiten verfolgt

Das Publikum in Hannover pfeift, und Ewald Lienen macht Journalisten verantwortlich. Thomas Kilchenstein (FR 1.10.) kommentiert Lienens Paranoia: „Ewald Lienen, seit vielen, vielen Jahren nicht dafür bekannt, besonders pflegeleicht zu sein, wähnt sich mal wieder von allen Seiten verfolgt. Er spricht gern von Skrupellosigkeiten und Hetzjagden gegen seine Person. Jetzt hat er in Hannover, nicht wirklich überraschend, die Medien beschuldigt, eine Art Kampagne gegen ihn zu fahren, das Publikum aufzuwiegeln und Negativ-Stimmung zu machen. Lienen, der als Coach immer vorzeitig gehen musste, ist zutiefst misstrauisch und argwöhnisch, das Verhältnis zur örtlichen Presse beschreibt einer so: „Wie 30 Jahre Ehe und einen Eisblock dazwischen.“ Ewald Lienen, der bisweilen verkniffen gesundheitliche Umerziehungspläne ausheckt und verbreitet, ist einer, der oft aneckt, der Spieler mit Körperfett-Analysen nervt, der von seiner Philosophie überzeugt ist und sie auch gegen Widerstände durchzusetzen versucht. Klar, er hat Hannover 96 vor dem Abstieg bewahrt. Ralf Rangnicks Spaßfußball nach vorne hätte unweigerlich nicht zur Versetzung geführt. An Lienens ängstliche Defensiv-Konstrukte hat sich der Zuschauer in Hannover noch nicht gewöhnt, deshalb pfeift er, nicht weil ihn die Medien aufgehetzt haben. Lienens Rundumschlag, mit dem er auch das Management traf, hat seine Position an der Leine nicht stabiler gemacht.“

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