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Interview

Da haben wir uns was eingehandelt, das wird uns noch Spaß machen

Oliver Fritsch | Freitag, 1. Oktober 2004 Kommentare deaktiviert für Da haben wir uns was eingehandelt, das wird uns noch Spaß machen

Theo Zwanziger im Interview mit Stefan Hermanns & Robert Ide (Tsp 1.10.)
Tsp: Haben Sie in der Quartierfrage überhaupt einmal mit Jürgen Klinsmann geredet?
TZ: Nur kurz. Er hat gesagt: Herr Zwanziger, das ist doch kein weltbewegendes Thema. Leider hat er dann selbst wieder Drive in die Sache gebracht, indem er auf einem Alleinentscheidungsanspruch beharrt hat. Das ist der eigentliche Dissens. Aber diese Situation war abzusehen. Als wir in Stuttgart den Vertrag mit Klinsmann ausgehandelt haben, hat Gerhard Mayer-Vorfelder zu mir gesagt: Da haben wir uns was eingehandelt, das wird uns noch Spaß machen.
Tsp: Ist Klinsmann für Sie schwer zu erreichen?
TZ: Das lässt sich nicht leugnen. Er ist eben nicht jeden Tag hier. Aber ich werde das Problem mit ihm ausräumen. Bei passender Gelegenheit wird es zu einem Gespräch kommen.
Tsp: Warum schreiben Sie Jürgen Klinsmann keine E-Mail, er kommuniziert auf diesem Weg mittlerweile mit seinen Spielern?
TZ: Ich bin kein großer E-Mail-Schreiber, da müsste ich meine Gewohnheiten sehr ändern.
Tsp: Kann es noch einen Kompromiss geben, mit dem beide Seiten das Gesicht wahren?
TZ: Über einen Kompromiss kann man erst reden, wenn ein schlüssiges Alternativkonzept vorliegt. Das ist die Aufgabe von Klinsmann. Wenn er sagt, das ist nicht optimal hier, soll er erst mal ein besseres Konzept präsentieren. Und dann gucken wir uns an, ob es wirklich besser ist.
Tsp: Gibt es eine schriftliche Vereinbarung mit Leverkusen?
TZ: Es gibt klare Vereinbarungen. Und beim DFB war es immer so, dass ein Handschlag oder ein Wort gilt. Wir müssen unsere Glaubwürdigkeit behalten. Jürgen Klinsmann hat in allen sportlichen Dingen das Sagen, auch in der Quartierfrage. Das hat er sich in seinen Vertrag schreiben lassen. Aber wir können nicht alle anderen Verträge, die wir vorher geschlossen haben, in Frage stellen, nur weil wir einen neuen Bundestrainer haben.
Tsp: Sie sind auch Vizepräsident des Organisationskomitees zur WM 2006. Fühlen Sie sich Leverkusen deshalb mehr verpflichtet, als Jürgen Klinsmann das tut?
TZ: Bei der WM-Bewerbung hat Leverkusen uns geholfen. Das können wir nicht einfach wegwerfen. Ich glaube, das hat Klinsmann bei seiner Betrachtung noch nicht genügend einbezogen. Vielleicht müssen wir ihm diese Zusammenhänge noch einmal deutlich machen.
Tsp: Überfordert Klinsmann den DFB?
TZ: Das Positive an Jürgen Klinsmann ist, dass er unbequem denkt. Vielleicht haben wir früher manchmal zu angepasst reagiert. Dass der Trainer die Nationalmannschaft auf das Spiel konzentrieren will, unterstütze ich. Dabei muss er nur aufpassen, dass gewachsene Strukturen und Verbindungen nicht verloren gehen.
Tsp: Wie wichtig ist Ihnen Gerechtigkeit?
TZ: Der DFB darf kein Verband werden, der sich nur Gedanken darüber macht, wie er viel Geld verdienen kann. Er muss wertorientiert handeln. Deswegen werde ich immer deutlich brandmarken, dass es auf der einen Seite das Ehrenamt gibt und auf der anderen unglaubliche Millionensummen im internationalen Fußball. Ich kann die Menschen verstehen, die das sozial für ungerecht halten. Das muss man diskutieren, auch wenn ich es nicht ändern kann.

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