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Bundesliga

Hohe Ansprüche mit Milde vereint

Oliver Fritsch | Samstag, 2. Oktober 2004 Kommentare deaktiviert für Hohe Ansprüche mit Milde vereint

Über Matthias Sammer haben wir wenig gelesen, seit er beim VfB Stuttgart ist. Michael Kölmel (BLZ 2.10.) macht einen Anfang: „Der Ruf des Ehrgeizlings, des Verkniffenen hatte Sammer zu Dortmunder Zeiten verfolgt und ihm den Beinamen Motzki eingetragen. Er hat diesen Ruf mitgebracht in die Stadt der Nobelkarossen. Wegen seiner Strebsamkeit wurde er willkommen geheißen. Er sei ein Schaffer, sagte man respektvoll als er zurückkehrte und das Erbe des hoch geschätzten Felix Magath antrat. Aber funktioniert der Trainer Sammer beim VfB? Und vor allem: Funktioniert der Mensch Sammer? Durch den neuen Trainer hat die Mannschaft dazugelernt, darin war man sich schnell einig. Nicht weil Sammer besser ist als Magath, sondern weil er dem Guten neue Elemente – seine Leidenschaft, seine Strategie – hinzufügt. „Jetzt sammer noch präziser“, wirbt eine Automarke für ihren neusten Sportwagen, in Anspielung auf Rasenschach-artige Siege (…) Motzki war gestern, oder eher vorgestern. Doch im harten Bundesliga-Geschäft, das zeigen viele Beispiele, scheint so ein Wandel beinahe unmöglich. Offenbar funktioniert das lediglich bei einem Klubwechsel und interessanterweise scheint dabei Stuttgart das beste Klima zu bieten. Auch Felix Magath konnte, bevor er im Sommer ins Reizklima zum FC Bayern zog, erst beim VfB das Vorurteil des kompromisslosen Schleifers ohne Wärme abstreifen und sich als komplexe Person profilieren. „Ich muss der Mannschaft danken“, hatte er beim Abschied gesagt, „dass sie mir geholfen hat, mein bescheuertes Image abzulegen.“ Sammer kann dank seines außergewöhnlich gut harmonierenden Teams, das anders als in Dortmund weit jünger ist als er, gelöster auftreten. Seine hohen Ansprüche sind mit Milde vereint. Selbst in Rage zeigt er Humor. Selbst echauffiert wirkt er inzwischen in sich ruhend. Ein seltsames, nein, eher ein interessantes Schauspiel.“

In München ist vieles anders

Welche Wirkung hat der schöne Sieg gegen Amsterdam auf Felix Magath und sein Verhältnis zu Bayern München, Elisabeth Schlammerl (FAZ 2.10.)? „Seit dem glanzvollen Auftritt scheint Magath angekommen zu sein beim FC Bayern. Als Magath nach München gekommen ist, hat er sich nicht nur Freunde gemacht. Er hat nicht nur eine andere Art zu trainieren, sondern vor allem auch eine andere Art zu kommunizieren, als es in den letzten sechs Jahren üblich gewesen ist. Intern und extern. Das war gewöhnungsbedürftig und ist es vielleicht noch immer. In München ist vieles anders als bei seinen früheren Arbeitsplätzen. „Ich mußte mich an die verschiedenen Dinge erst gewöhnen“, sagt er und gibt zu, „Lehrgeld“ gezahlt zu haben. Beim FC Bayern, sagte er, „sind Nehmerqualitäten gefragt“. Als er den Dreijahresvertrag unterschrieb, war ihm natürlich bewußt, daß nicht alles reibungslos gehen würde. Aber er hatte schon gedacht, die Schwierigkeiten und die Mannschaft schneller in den Griff zu bekommen. „Rom ist doch auch nicht an einem Tag erbaut worden“, hatte ihm Manager Uli Hoeneß früh Mut zugesprochen. Magath hatte sowohl die Renitenz einiger Spieler als auch die öffentliche Wirkung seiner Aussagen unterschätzt. „Man muß hier unheimlich aufpassen, was man sagt“, hat Magath erkannt. „Wenn ich in Stuttgart etwas gesagt habe, hat das niemanden interessiert. Hier steht es ein paar Minuten später im Videotext.“ Trotz der Schwierigkeiten hat Magath seine Marschroute nicht groß geändert. Er hat aber begriffen, daß er ein paar Zugeständnisse machen muß, um im Haifischbecken FC Bayern Erfolg zu haben.“

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