Bundesliga
Wenn es darum geht, den Ball zu erobern, reicht es nicht, daß einer dem anderen die Daumen drückt
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| Montag, 4. Oktober 20045. Oktober
„Die Schalker Abwehr wird für den schwäbischen Fußball-Architekten Ralf Rangnick eine Großbaustelle“ (FAZ) – Markus Babbels Comeback beim VfB Stuttgart
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Schalke 04-VfL Bochum 3:2
Richard Leipold (FAZ 5.10.) gratuliert Ralf Rangnick zu seinem ersten Sieg mit Schalke: “Als Schalke wider Erwarten arg in Bedrängnis geriet, änderte Rangnick die Taktik. Aber wie sollte er die betroffenen Spieler auf dem Rasen erreichen? Im Getöse der Arena reagierte niemand mehr einfach so auf Zuruf. Doch der neue Trainer des FC Schalke 04 wußte sich zu helfen. Er wählte das schriftliche Verfahren. Rangnick reichte Lewan Kobiaschwili einen Zettel, auf dem die reformierte taktische Aufstellung abzulesen war. Als der Gegner auf den Ausgleich drängte, ordnete der Fußball-Lehrer an, den Vorsprung nur noch mit einem Stürmer zu verteidigen, dafür aber mit fünf Mittelfeldspielern. Kobiaschwili informierte die Beteiligten, und so gelang es den Schalkern, das 3:2 über die Zeit zu bringen – in einem Derby, bei dem 61000 Zuschauer viel Lärm um sehr viel Fußball machten. Die Botschaft ist angekommen. Aber Rangnick hat sogleich erfahren, wie hektisch es selbst nach einem klaren Vorsprung noch werden kann, solange die Defizite in der Defensive nicht aufgearbeitet sind. (…) Die Schalker Abwehr wird für den schwäbischen Fußball-Architekten eine Großbaustelle. „Das sind Basics. Wenn es darum geht, den Ball zu erobern, reicht es nicht, daß einer dem anderen die Daumen drückt.“ Ähnliches monierte Neururer bei seinen Verteidigern. So schlug Rangnick vor, während der Länderspielpause, abwechselnd in Bochum und Gelsenkirchen gemeinsam zu trainieren, um in den nächsten Begegnungen nicht nur bedingt abwehrbereit zu sein.“
Er ist ein Schalker – Holger Pauler (taz 5.10.): „Mit „Glück auf“ begrüßte Rangnick vor dem Spiel die Zuschauer betont volkstümlich. Ganz in der Tradition des Berliners John F. Kennedy. Der Tonfall der Ansprache war allerdings eher wackelig und dünn. Für den Posten des Bergwerkdirektors hätte es wohl nicht gereicht. Immerhin: Der Wille war da. Und die Mannschaft belohnte das Engagement des Trainers. 3:2 hieß es im Straßenbahnderby. Nach vielen gescheiterten Vorgängern möchte Rangnick auf Schalke endlich der Richtige sein. Erfahrener als Frank Neubarth, umgänglicher und veränderungswilliger als Jupp Heynckes. Die Reaktionen der Zuschauer blieben für eine Premierenfeier dennoch zunächst recht verhalten. Nach vielen Enttäuschungen haben momentan die Skeptiker die Deutungshoheit.“
Jupp Heynckes hat mir sehr viel geholfen
Warum ist Gerald Asamoah so gut, Christoph Biermann (SZ 5.10.)? „Mit den Erklärungen tat sich Gerald Asamoah schwer. Er grinste schäfisch, zuckte mit den Schultern und kratzte sich einmal kurz verlegen am Kopf. Tja, was sollte er bloß sagen? Warum hatte er so gut gespielt? Und das nun wirklich nicht zum ersten Mal in dieser Saison? Asamoah sagte dies und jenes, dann fiel ihm doch noch etwas ein, was über das übliche „Es-klappt-halt-gerade“ hinaus ging. „Jupp Heynckes hat mir sehr viel geholfen“, sagte er, „auch weil ich abspecken musste.“ So dick sei er zwar auch nicht gewesen, meinte er kichernd, aber knapp drei Kilo hätte er unter Anleitung seines kürzlich entlassenen Trainer doch verloren. „Deshalb muss ich mich bedanken“, sagte Asamoah. Bei dem vom Moppel-Ich befreiten Gerald Asamoah läuft ein großes Comeback.“
Das weiß die ganze Bundesliga
Eigentlich können wir das Gregor Derichs (BLZ 5.10.) nicht glauben: „Fünf Tage hat der neue Trainer gebraucht, um sich beim FC Schalke 04 den richtigen Namen zu machen. Manager Rudi Assauer hatte den Neuen tagelang hartnäckig mit dem falschen Vornamen versehen. „Ein paar Tage sprach er mich mit Rolf an“, berichtete Rangnick, der vor 46 Jahren Ralf getauft wurde. Das weiß die ganze Bundesliga – und mittlerweile hat sogar Assauer den richtigen Namen des Trainers verinnerlicht.“
Arminia Bielefeld-VfB Stuttgart 0:2
Roland Zorn (FAZ 5.10.) gönnt Markus Babbel Erfolg: „Wer lange krank war, entwickelt danach einen gesunden Ehrgeiz. Babbel zum Beispiel, 2001 vom lähmenden Guillain-Barrée-Syndrom getroffen und gezeichnet, „nimmt sich selbst nicht mehr ganz so wichtig“ und stellt sich doch Woche für Woche gern den Aufgaben der Hochleistungsklasse Bundesliga. Inmitten des lärmenden, selbstsüchtigen Profibetriebs ist der Münchner zu einem der besonders angenehmen, nachdenklichen Protagonisten geworden. Der England-Heimkehrer, der zwischen 2000 und 2004, soweit bei Kräften, dem FC Liverpool und den Blackburn Rovers verläßlich zu Diensten war, genießt sein Comeback beim VfB Stuttgart. Am Sonntag stand Babbel, einst beim FC Bayern als Verteidiger der Moderne groß und bekannt geworden, erstmals in dieser Saison im Blickpunkt: Nach fünf Jahren Bundesliga-Torpause glückte dem langen Abwehrspieler mal wieder ein Treffer. Auch dank Babbels Kopfball, und einer jederzeit souveränen Leistung des Defensivspezialisten hielten die Schwaben dem Druck stand, mit dem Arminia Bielefeld nach dem Wechsel mobil machte. Cacaus 2:0 in letzter Sekunde war nur noch die Zugabe zu dem, was im Jargon „Arbeitssieg“ heißt.“