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Internationaler Fußball

Die Balance zwischen Spiel und Kampf ist zerstört

Oliver Fritsch | Mittwoch, 6. Oktober 2004 Kommentare deaktiviert für Die Balance zwischen Spiel und Kampf ist zerstört

Paul Ingendaay (FAZ 16.10.) macht den Abschwung Real Madrids an einem Spieler fest [an einem Spieler, der, wenn man Harald Schmidt glaubt, Gerhard Mayer-Vorfelder unbekannt ist]: „Im Sommer letzten Jahres forderte der defensive Mittelfeldspieler Claude Makelele mehr Gehalt. Makelele gehörte zu den wenigen, die neben den „Galaktischen“ bei Real Madrid einen Stammplatz beanspruchen konnten, und er fühlte sich unterbezahlt. Während Figo jährlich sechs Millionen Euro verdiente, bekam Makelele nur ein Fünftel davon. Tatsächlich machte seine unermüdliche Zerstörungsarbeit im Zentrum die kreative Entfaltung von Spielern wie Zidane, Raúl oder Figo erst möglich. Strategisch gesprochen, war Makelele die Verbindung zwischen Defensive und Offensive, ein hochwichtiges Relais, auf das die technisch aufwendige Angreifershow der Madrilenen nicht verzichten konnte. Was aber geschah? Präsident Pérez wies das Ansinnen des Spielers brüsk zurück, Makelele wurde trotzig und drohte mit seinem Weggang, und wenige Wochen später wechselte er zum FC Chelsea. Erstmals hatte das Prinzip des Präsidenten, nur für Weltstars Geld auszugeben, den Verein sichtbar geschädigt. Zidane jedenfalls wußte genau, wen er an seiner Seite verloren hatte. Doch statt eines Makelele-Nachfolgers im defensiven Mittelfeld verpflichtete Florentino Pérez den Engländer David Beckham. Seit diesem Coup ist nichts mehr, wie es war. Eine gigantische Menge Trikots mit der Beckham-Nummer 23 wurde verkauft, und die Merchandising-Einkünfte des Vereins stiegen um 27 Prozent. Überhaupt strömt das Geld seit Pérez‘ Amtsantritt nur so in die Kassen: Zum vierten Mal in Folge wiesen die Umsätze eine Steigerung von mehr als 20 Prozent aus. Nur gibt es jetzt im defensiven Mittelfeld niemanden mehr, der dem Gegner den Ball abjagen könnte; die Balance zwischen Spiel und Kampf ist zerstört. (…) Strategisch und sportlich sehen die Entscheidungen des Präsidiums kläglich aus.“

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