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Deutsche Elf

Macht und das Ansehen sind geschwunden

Oliver Fritsch | Donnerstag, 7. Oktober 2004 Kommentare deaktiviert für Macht und das Ansehen sind geschwunden

„Oliver Kahns Macht und das Ansehen sind geschwunden“ (FAZ) – dank „Klinsmanns West-Erweiterung: Der deutsche Fußball weiß jetzt, dass es England gibt“ (BLZ) – Dieter Eilts, „nach Klinsmann und Löw der wichtigste Trainer beim DFB“ (FR)

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Oliver Kahn wurde für seine respektlose Handlung gegen seinen Kollegen Klose zwar leider nicht vom Schiedsrichter bestraft, musste sich aber einiges, auch von Gefährten, anhören. Elisabeth Schlammerl (FAZ 7.10.) registriert Signale eines Machtverlusts: „Weil er im Moment eben nur ein guter, aber kein hervorragender Torhüter ist, wird ihm dieser Ausraster vielleicht mehr übel genommen als frühere und läßt diejenigen, die mit ihm zusammenarbeiten, ein wenig mehr grübeln, als sie es bei den letzten Zwischenfällen getan haben. (…) Auch in der Nationalmannschaft schwindet sein Rückhalt. Da wird die Frage sein, ob Kahn überhaupt noch zumutbar ist, zumal sein Herausforderer Lehmann derzeit nicht unbedingt schlechtere Leistungen zeigt. Oliver Kahn ist mittlerweile 35 Jahre alt, und es sieht ganz so aus, als ob er seine beste Zeit als Torhüter hinter sich hätte. (…) Aus dem einst weltbesten Torhüter ist ein durchschnittlicher Bundesligatorwart geworden. Er hat Gründe dafür gefunden, seine ungeklärte private Situation oder daß eine neue sportliche Herausforderung nach dem verlorenen Finale der Weltmeisterschaft 2002 fehlte. Kahn hat nach dieser eingehenden Selbstanalyse am Ende der vergangenen Saison angekündigt, etwas zu ändern in seinem Leben. Aber auf diesem Weg zur Selbstfindung nahm er wenig Rücksicht auf Verluste, zumindest als er in diesem Sommer plötzlich auf einen Vereinswechsel spekulierte. Vermutlich hätte er sogar mit Nachdruck auf eine Freigabe bestanden, wäre ein Verein nach seinem Gusto und nicht nur ein Klub aus Japan gekommen. Es hätte ihn kaum interessiert, daß der FC Bayern dann womöglich ein Torwart-Problem gehabt hätte. Das haben sich die Verantwortlichen in München sicher gemerkt. Als Kahn in der vergangenen Woche in einer Sportzeitschrift wissen ließ, er gedenke seinen bis 2006 laufenden Vertrag beim deutschen Rekordmeister doch bis 2008 zu verlängern, machte überraschenderweise niemand vor Freude Luftsprünge. Die Ankündigung wurde geflissentlich übergangen, fast ignoriert. Allein das zeigt, wie sehr die Macht und das Ansehen von Kahn auch beim FC Bayern München schon geschwunden sind.“

Was bedeutet das für Jens Lehmann, Gregor Derichs (BLZ 7.10.)? „Seine wahre Wertschätzung für Lehmann äußerte der zurückgetretene Völler erst mit Verspätung. Der Torwart von Arsenal habe es eigentlich „verdient gehabt, bei der EM zu spielen“. Diese Aussage sei für ihn „die größte Enttäuschung“ gewesen, hat Lehmann gestanden. Doch gewundert hat ihn diese etwas Völler-typische Inkonsequenz nicht; beim ehemaligen Teamchef hatte er einfach schlechte Karten. Unter Jürgen Klinsmann macht er sich aber nun wieder Hoffnungen auf ein faires Duell mit Kahn. Es ist dieser seltsame Widersacher Kahn, der dem Westfalen zuweilen das Leben vergällt. Kahn habe die größere Lobby, beklagt Lehmann zu Recht; das zielt vor allem auf Sepp Maier, der Torwarttrainer beim FC Bayern und bei der DFB-Auswahl ist. (…) Es sieht im Moment nicht schlecht aus für Lehmann, denn womöglich kann er davon profitieren, dass Kahn selbst von seinen Seilschaften inzwischen kritisiert wird. „Wir haben ihm deutlich gesagt, dass er mit solchen Aktionen seinen Ruf gefährdet“, erklärte Uli Hoeneß. Auch Sepp Maier fand die „Nasenbohr-Aktion“ völlig daneben: „Das war ein Schmarrn, was er mit Klose gemacht hat. So was soll er ja nicht einreißen lassen.“ Kahn habe den Sieg gefährdet, sagte Maier der Münchner Abendzeitung. Kahn solle sich „besser zusammenreißen“, forderte der Torwarttrainer, der zuvor stets in Treue fest zu Kahn stand.“

Der deutsche Fußball weiß jetzt, dass es England gibt

Robert Huth, Thomas Hitzlsperger und demnächst auch Moritz Volz – Jürgen Klinsmann hält England für eine gute Ausbildungsstätte, berichtet Christof Kneer (BLZ 7.10.): “Es ist noch nicht lange her, da galt unter DFB-Fachleuten die Erkenntnis, dass Talente, die nicht in Deutschland spielen, eine entscheidende Schwäche haben: nämlich jene, nicht in Deutschland zu spielen. In Deutschland vertraute man stur den deutschen Jugenden, Spielern wie Hanno Balitsch oder Michael Zepek, die möglicherweise mehr Jugendnationalteams durchlaufen haben, als es überhaupt gibt. Balitsch, eine Art Mini-Ramelow, wärmt in Leverkusen verlässlich die Ersatzbank. Zepek, eine Art Nowotny in langsam, ist inzwischen in Hoffenheim gelandet, in Liga drei. Womöglich hat es erst einen eingeflogenen Global Player wie Jürgen Klinsmann gebraucht, um dem deutschen Fußball ein bisschen Geografie beizubringen. Der deutsche Fußball weiß jetzt, dass es England gibt (…) Man kann sich denken, dass Klinsmanns West-Erweiterung nicht überall auf Gegenliebe stößt. So registriert die Liga scharfe Widerrede aus dem sonst so loyalen Bremen – dort finden sie es gar nicht gut, dass Klinsmann den antrittsstärkeren No-Name Robert Huth dem renommierten Frank Baumann vorzieht.“

Nach Klinsmann und Löw der wichtigste Trainer beim DFB

Was qualifiziert Dieter Eilts als U-21-Trainer, Jan Christian Müller (FR 7.10.)? “Stürmer Klinsmann hat er bei der EM 1996 den Rücken freigehalten, die beiden haben sich auch danach nie aus den Augen verloren, sind gemeinsam im Kurzlehrgang für verdiente Nationalspieler Fußballlehrer geworden, und jetzt ist Eilts nach Klinsmann und Joachim Löw der wichtigste Trainer beim DFB. (…) Eilts gehört neben Ex-Größen wie Meier, Sidka, Votava, Völler, Basler, Neubarth, Reinders, Möhlmann oder Schaaf zu jenen Rehhagel-Zöglingen, die später Trainer wurden und zumindest Teile der Lehre des Meisters verbreiten. Bei Rehhagel hat Eilts gelernt, „ein Klima zu schaffen, in dem sich die Spieler wohl fühlen. Nur dann sind sie auch in der Lage, ihre optimale Leistung zu bringen.“ Eine Leitlinie von oben gibt es beim DFB unter Klinsmann nicht, aber Eilts ist sich mit dem Bundestrainer in seiner Philosophie einig und lässt Spielern „einen großen Freiraum.“ Anders als sein Vorgänger Uli Stielike, der ein gestrenger Herbergsvater war.“

Die SZ meldet: „Die neuen Nationalbosse führen den Spielern individuelle Stärken und Schwächen optisch vor. Vor dem Abflug nach Teheran führen erhielt jeder Spieler eine DVD mit zehn bis 20 persönlichen Szenen aus den beiden bisherigen Länderspielen. Die neue Technik soll ihnen die Möglichkeit einer gezielten Verbesserung eröffnen.“

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