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Schulden und Verluste, die man in Generationen kaum abbauen kann

Oliver Fritsch | Donnerstag, 7. Oktober 2004 Kommentare deaktiviert für Schulden und Verluste, die man in Generationen kaum abbauen kann

Dortmunder Schulden – Freddie Röckenhaus (SZ 7.10.) lässt nicht locker; viele tun das nicht: „Die beiden Macher des Höhenflugs, Gerd Niebaum und Michael Meier, scheinen über Jahre mit gepumptem Geld, Börsengang und „Sondereffekten“ ein potemkinsches Dorf aufgebaut zu haben, mit angebautem Geldverbrennungsofen. Hinter den Fassaden gähnt nun die Wirklichkeit. Wo Finanzmittel ohne Ende suggeriert wurden, sind Schulden und Verluste aufgetürmt, die man in Generationen kaum abbauen kann. (…) Die DFL hat das Duo stets gewähren lassen, die Banken haben Kredite abgenickt, die Sponsoren immer wieder Ja gesagt. Und die Wunderwelt der vermeintlichen Kaufleute Niebaum und Meier wird auch jetzt noch von keiner namentlich bekannten Opposition im Traditionsklub bedroht. Mit harten Bandagen werden potenzielle Kandidaten für einen Neuanfang in Schach gehalten. Der Aufsichtsratsvorsitzende Winfried Materna hatte sich Anfang des Jahres aus der Deckung gewagt und Kritik geübt. Flugs hatte Materna ein obskures Verfahren wegen angeblich rechtswidriger Parteispenden am Hals. Das Verfahren ist längst eingestellt.“

Schminkschatulle der Bilanzkosmetik

Was sagt die Dortmunder Führung über ihren Haushalt, Freddie Röckenhaus (SZ 7.10.)? „Die Finanzkrise von Dortmund entwickelt sich mehr und mehr zu einem Kampf der beiden Klub-Geschäftsführer Gerd Niebaum und Michael Meier um ihre Posten. (…) Kein Wunder, dass die beiden obersten Borussen für die bevorstehende Bilanzpressekonferenz voraussichtlich erneut tief in die Schminkschatulle der Bilanzkosmetik greifen wollen. Während in den vergangenen Jahren durch einfallsreiche „Sondereffekte“ stets die gigantischen Jahresverluste im operativen Fußballgeschäft verdeckt wurden, dürfte dieses Mal der Schuldenstand der Borussia zum Stichtag 30. Juni 2004 im Mittelpunkt des Make-ups stehen. Der Spiegel hatte bereits die Frage aufgeworfen, mit welchen kreativen Ideen dieses Mal der offizielle Stand der „Verbindlichkeiten“, wie es im Wirtschaftsdeutsch heißt, optisch schöner gestaltet werden könnte. Banker Peter-Thilo Hasler und Verbraucherschützer ten Doornkaat weisen darauf hin, dass ein Schuldenstand etwa mit „Factoring“ gedrückt werden kann. Bei dieser Form der Bilanzkosmetik werden eigene zukünftige Forderungen, zum Beispiel gegenüber Sponsoren, beim BVB etwa Nike oder die Kunden von „VIP-Logen“, an Dritte abgetreten. Dieser Dritte zahlt die erst in der Zukunft zu erwartenden Einnahmen sofort in bar aus, so dass sich die Dispokredit-Linien für den Augenblick entlasten. Allerdings: Er kassiert dafür eine ordentliche Gebühr. Und: Die Einnahmen, die zum Beispiel erst im Januar 2005 fließen würden, sind dann bereits weg. Ein Finanzexperte bringt solche Manöver auf die einfachere Formel: „Früher haben sich Arbeitnehmer beim Chef schon mal ein Gehalt im voraus als Vorschuss geben lassen. Das haben sie dann auf den Kopf gehauen, und im nächsten Monat musste die Familie hungern.““

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