Internationaler Fußball
Die Bundesliga verkaufte sich schon schlecht, als sie noch besser war
Kommentare deaktiviert für Die Bundesliga verkaufte sich schon schlecht, als sie noch besser war
| Freitag, 8. Oktober 2004In Sachen Vermarktung ist die Premier League Vorbild – Christian Eichler (FAZ 8.10.): „Der englische Fußball prosperiert. Sein Spiel ist so dynamisch wie seine internationale Vermarktung. So zieht er Interesse und Geld aus der ganzen Welt an. Nicht nur die Millionen des Amerikaners Glazer, der ManU will, nicht nur die des russischen Milliardärs Abramowitsch, der sich Chelsea kaufte; der FC Liverpool hat schon den dritten Übernahme-Interessenten des Jahres: erst einen Geschäftsmann, dann Thailands Regierung, nun einen Hollywood-Produzenten. Aber auch da, wo Klubs nicht geschluckt, sondern als Partner gesucht werden, ist die Premier League weit vorn. So wird die Fluglinie Emirates für rund 150 Millionen Euro Trikotpartner und Stadion-Namensgeber von Meister Arsenal. Und die Bundesliga? Welcher Ausländer, welches ausländische Unternehmen investiert in den deutschen Fußball? Nicht mal die Bayern haben einen internationalen Sponsor, selbst die größte örtliche Unternehmung wirbt im Ausland – Siemens bei Real Madrid. Als es hieß, die Bundesliga sei „die stärkste Liga der Welt“, interessierte man sich kaum fürs Ausland. Nun, da sie es lange nicht mehr ist, kann sie mit ausländischem Geld schon gar nicht mehr rechnen. Dafür wird sie in anderen Teilen der Welt zuwenig wahrgenommen – anders als die englische Konkurrenz. Die Bundesliga verkaufte sich schon schlecht, als sie noch besser war. Die Premier League verkaufte sich schon gut, als sie noch schlechter war.“
Wozu braucht Real Madrid überhaupt noch das Spielfeld?
Mit David Beckham gewinnt Real Madrid nicht auf dem Rasen, mit David Beckham gewinnt Real Madrid auf dem Konto, stellt Peter Burghardt (SZ 8.10.) fest: „Die sportliche Dekadenz schien mit der Verpflichtung von David Beckham ihren Lauf zu nehmen. Andererseits begann mit Beckham ein Aufstieg, bei dem Tore nicht mehr so wichtig sind. Kurz vor dem letzten Reinfall fand die Jahreshauptversammlung statt, und Präsident Florentino Pérez präsentierte wunderbare Zahlen. Demnach stieg der Bruttogewinn mit dem Beau aus Liverpool von 8 auf 50 Millionen Euro, im kommenden Jahr sollen es 137 Millionen Euro sein. Die PR-Einnahmen sind auf 300 Millionen Euro empor geschnellt, womit der Etat bereits zu 45 Prozent aus dem Marketing bestritten wird – vor Beckham waren es 27 Prozent gewesen. Stimmt die bombastische Rechnung, so ist aus dem Pleiteverein in vier Jahren Pérez der reichste Fußballkonzern der Erde geworden. In einem neuen Buch über das Phänomen gab der Anführer bekannt, er werde eher das Bernabéu-Stadion verkaufen als David Beckham, was dem bedeutendsten Bauunternehmer Spaniens ohne weiteres zuzutrauen wäre. Wozu braucht Real Madrid überhaupt noch das Spielfeld? Dem Geschäft schaden die Peinlichkeiten auf dem Rasen offenbar keineswegs – bislang.“