Ball und Buchstabe
Ist das nicht Medikamentenmißbrauch, der die Dopingmentalität verrät?
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| Samstag, 16. Oktober 2004Doping steht wieder auf der Agenda – Hans-Joachim Waldbröl (FAZ 14.10.) kommentiert: „Immerhin schaut die Fifa hin, bevor sie über gewisse Wahrscheinlichkeiten beim Medikamentenmißbrauch redet. Oder sich auf unwahrscheinliche Annahmen herausredet. Der Weltverband für Fußball hebt sich damit positiv vom Weltverband für Tennis ab, der jahrelang, übrigens einst in einer Widerstands-Allianz mit der Fifa und dem Internationalen Radsport-Verband gegen die Bemühungen des Internationalen Olympischen Komitees und der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada), Trainingskontrollen für überflüssig hielt. Mit einem verblüffenden Argument: Warum solle man denn kontrollieren, wenn nicht gedopt werde. (…) Doping im Fußball, das ist für Professor Toni Graf-Baumann bis auf weiteres der Mißbrauch von Aufputschmitteln und Muskelmachern, streng statistisch gesehen. Weiter über den aktuellen Horizont der verbotenen Substanzen hinaus blickt Klaus Müller. Der Laborchef sieht es, ebenso wie sein Kölner Kollege Professor Wilhelm Schänzer, als seine Aufgabe, Tendenzen der Manipulation zu erkennen und Entwicklungen zu antizipieren. Und da ist dem Mitglied jener Wada-Kommission, die sich um die Aktualisierung der Verbotsliste kümmert, etwas Bemerkenswertes aufgefallen: die Nootropica. Eine Entdeckung als Abfallprodukt bei der Routineanalyse, eine Substanz, nach der zwar noch nicht gesucht, die aber gefunden wurde. Nootropica sollen die Durchblutung, den Stoffwechsel im Gehirn fördern, speziell die Koordination, die Konzentration, die Gedächtnisleistung steigern. Ein eingeführtes Mittel in der Geriatrie, neuerdings aufgetaucht bei Gruppenanalysen von Fußballspielern. „Muß man sich da nicht fragen, warum junge gesunde Leute Medikamente nehmen, die für alte Menschen gemacht werden?“ Und die Anschlußfrage: Ist das nicht Medikamentenmißbrauch, der die Dopingmentalität verrät?“