Unterhaus
Schizophrenie
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| Montag, 18. Oktober 2004„Die Ambitionen des MSV Duisburg werden von einem sehr kritischen Publikum begleitet“, schreibt Ulrich Hartmann (SZ 18.10.): „Die Fans des MSV, der insgesamt 26 Jahre in der Bundesliga gespielt hat und nun im fünften Jahr hintereinander in der Zweiten Liga, wissen im Moment nicht, was sie von ihrem Verein halten sollen. Sie singen die alten Lieder, sie brüllen die alten Schlachtrufe, aber sie stehen in einem so gut wie fertigen, niegelnagelneuen Fußballtempel für 30 000 Zuschauer, 30 Logenmieter und allerhand betuchte Business-Seat-Besetzer. Das alte Wedaustadion ist für 43 Millionen Euro sukzessive modernisiert worden, bloß die Mannschaft hat mit dem Tempo der Bauarbeiter nicht mithalten können. In der vergangenen Saison pendelte der MSV zwischen Aufstieg und Abstiegszone, um am Ende Siebter zu werden, und in der laufenden Spielzeit hat man zwar schon fünf Mal gewonnen, aber auch drei Mal verloren. Als es am Freitag mit einer glücklichen 1:0-Führung gegen Unterhaching in die Halbzeit ging, pfiffen die Duisburger Fans ihre Mannschaft aus. Als zehn Minuten nach der Pause das 2:0 fiel, sangen sie: „Oh, wie ist das schön“. Diese Schizophrenie rührt von einem Optimismus, der allzu leicht zu erschüttern ist. Beim geringsten Zweifel pfeifen die Zuschauer oder fordern die Ablösung des Trainers.“