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Vor dem Stadion weht die katalanische Flagge

Oliver Fritsch | Mittwoch, 20. Oktober 2004 Kommentare deaktiviert für Vor dem Stadion weht die katalanische Flagge

„Sie genießen es in Barcelona, wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen“ (SZ) – Vincent Kompany, Jung-Star beim RSC Anderlecht

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Javier Cáceres (SZ 20.10.) schildert Aufschwung und Stolz des FC Barcelona: „Sie genießen es in Barcelona, wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Noch vor Jahresfrist hielten sie ihren Klub für impresentable, für nicht vorzeigbar, und darbten an dem Glamour, den Real Madrid verströmte. Nun sind die galácticos ein Fiasko von ebensolchen Dimensionen, und in den Bars von Barcelona kreisen die Debatten nach fünf Jahren der Titeldürre nur noch um die Frage, ob die aktuelle Belegschaft vergleichbar sei mit Johan Cruyffs Dream Team, das Barça in Wembley zur ersten und bislang einzigen Copa de Europa seiner Geschichte verholfen hat, 1992 war das. In der laufenden Saison ist die neue Traumcombo ungeschlagen; und seit sie Mitte September bei Celtic Glasgow 3:1 siegte und ein Angriffsspiel an den Tag legte, das variationsreicher war als das Solo eines Bebop-Trompeters, sind die Erwartungen in die Höhe geschnellt. „Ja, hier herrscht so etwas wie Euphorie“, sagt Sergi Pàmies, katalanischer Schriftsteller und eine Art Erbe des 2003 verstorbenen Manuel Vázquez Montalbán, zumindest als intellektueller Interpret der Barça-Gegenwart. Im Grunde ist die neue Glorie auf dem Rasen fußballerischer Ausdruck des Wandels, den Joan Laporta als 42. Präsident der Barça-Geschichte herbeigeführt hat. (…) Vor allem erkennt man die Handschrift von Sandro Rosell, einem überragend vernetzten früheren Nike-Manager, der Vizepräsident Barças ist. Und der nun daran mitwirkt, den Klub zu globalisieren wie einen multinationalen Konzern? Die neuen Barça-Führer, sagt Pàmies, „mögen Züge von Brokern aufweisen, aber Mythos und Mystik Barças sind ihnen nicht fremd, sie haben sogar die patriotische Symbolik zurückgebracht“. Vor dem Stadion weht die katalanische Flagge, nicht mehr die spanische.“

Die sportlichen Ziele sind bescheiden geworden

Vincent Kompany ist der Star beim RSC Anderlecht – Christian Eichler (FAZ 20.10.): „Es ging vielleicht alles ein bißchen schnell. Am 11. August 2003 das erste Spiel des Brüsseler Eigengewächses im Trikot von Anderlecht, sofort Stammspieler, 43 Pflichtspiele in der ersten Saison, mit 17 Debüt im Nationalteam, sofort Stammspieler; dann die Schulprüfungen, die den Sommerurlaub auf eine Woche reduzierten – und die vielen Angebote. Kompany will die Schule abschließen, ehe er wechselt, das heißt nicht vor dem kommenden Sommer. Wie fast jedes Jahr wird Anderlecht dann den üblichen Rückschlag im europäischen Vergleich erleiden – wieder die ein, zwei besten Spieler weg und neu aufbauen. Die sportlichen Ziele sind ohnehin bescheiden geworden. Trainer Hugo Broos redet nicht vom Achtelfinale, nur von Gruppenplatz drei. Anderlecht und Bremen, die Begegnung hat einen guten Klang, beide schufen schon in der Premierensaison der Champions League einen Klassiker: am 8. Dezember 1993, als Werder im Weserstadion nach 0:3-Rückstand noch 5:3 gewann. Das war gut für einen Platz im Legendenschatz des europäischen Fußballs, nicht aber fürs Weiterkommen: Beide landeten nur auf Platz drei und vier. Das könnte, wenn es dumm läuft, diesmal wieder so sein.“

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