Interview
Ich halte die Doppelspitze für nicht notwendig
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| Freitag, 22. Oktober 2004Günter Lommer, Präsident des Bayerischen Landessportverbandes, im Interview mit Thomas Flehmer (Netzeitung 21.10.)
NZ: Ist die Doppelspitze eine Lösung oder ein fauler Kompromiss?
GL: Ich werde nicht dafür stimmen. Ich halte die Doppelspitze für nicht notwendig. Wenn man weiß, dass die Kompetenzen des Herrn Mayer-Vorfelder sich nur auf die Nationalmannschaft begrenzen, dann sehe ich keinen Grund, warum man ihn zum zweiten Präsidenten machen soll. Ich bin der Meinung, Theo Zwanziger könnte das auch ganz alleine.
NZ: Sehen Sie keinen Vorteil durch die Arbeitsteilung?
GL: Ich weiß nicht, wo ein Vorteil sein soll. Das Einzige ist vielleicht das internationale Renomee, dass Herr Mayer-Vorfelder sicher hat. Aber er könnte ja seine Positionen bei der Uefa und der Fifa trotzdem behalten und könnte dort für den DFB tätig sein. Ich sehe nicht ein, warum er deshalb noch beim DFB im Präsidium sitzen müsste. (…)
NZ: Sie haben Herrn Mayer-Vorfelder vorgeworfen, in den letzten drei Jahren nichts bewegt zu haben.
GL: Die Talentförderung ist sicher von Herrn Mayer-Vorfelder ausgegangen. Das ist eine gute Sache. Aber sonst ist er international so sehr gebunden, dass er wenig Zeit hat, um sich für den DFB außerordentlich einzusetzen. Hätten wir nicht die Fußball-Weltmeisterschaft 2002 als Zweiter abgeschlossen, dann wäre diese Debatte noch früher zum Vorschein gekommen. Die Tatsache, dass wir in Japan und Südkorea eine gute Rolle gespielt haben, hat vielleicht manches vertuscht. Bewegt hat sich eigentlich in diesen zwei Jahren seit Magdeburg nichts.
NZ: Der Fluch der guten Tat kehrt also als Bumerang zurück?
GL: Wir haben vor der WM gesagt, wir spielen keinen guten Fußball. Die WM hat es übertüncht. Jetzt nach der Europameisterschaft haben wir wieder dasselbe festgestellt.
Fußball in der zweiten Liga hat sich verbessert, vor allem in taktischer Hinsicht
Benno Möhlmann, Trainer von Greuther Fürth, im Interview mit Thomas Kilchenstein (FR 22.10.)
FR: Täuscht der Eindruck, oder ist es so, dass das Niveau in der zweiten Liga seit einigen Jahren deutlich höher geworden ist?
BM: Ich kenne die zweite Liga seit Jahren. Der Fußball dort hat sich verbessert, vor allem in taktischer Hinsicht. Das ist schon lange keine Klopperliga mehr. Ich glaube, dass die zweite Liga in manchen Dingen Vorreiter war, etwa für ein aggressives 4-4-2-System.
FR: Sie meinen, in der zweiten Liga ist der Ernstfall probiert worden?
BM: So ähnlich. In der ersten Liga gibt es viel mehr Freiräume als unten. Und die individuelle Klasse der Spieler ist höher. Da muss man also nicht immer auf die ganz korrekte Einhaltung der taktischen Vorgabe achten. In der ersten Liga spielen so viele sehr gute Fußballer, die aufgrund ihrer Klasse ein Spiel entscheiden können. Die kann man nicht in ein taktisches Korsett zwängen. Zu meiner Bielefelder Zeit hatte ich Wiechniarek und Brinkmann, die konnte man nur schwer in ein taktisches Konzept pressen.
FR: Dann ist für Sie der Erfolg der drei Aufsteiger in der Bundesliga keine große Überraschung?
BM: Abwarten. Die Drei spielen ja sehr laufintensiv. Ob auf Dauer die Kraft reicht, vermag ich nicht zu beurteilen. Auf jeden Fall ist die Kluft zwischen erster und zweiter Liga geringer geworden. Das liegt natürlich auch an den vielen jungen Trainern, die was Neues, Modernes machen wollen. Schauen Sie sich den Markus Schupp an (Trainer bei Wacker Burghausen)! Der hat als Nachwuchstrainer beim Grazer AK gearbeitet, dann hat er ein Jahr dazu genutzt, sich in Europa umzugucken; er war etwa bei Arsène Wenger in London und hat dort mal reingeschnuppert. Die Zeit nehmen wir uns alte Trainer doch gar nicht mehr.