Bundesliga
Ein halbherziger VfB Stuttgart verlor gegen einen mit heißem Herzen kämpfenden SC Freiburg
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| Dienstag, 26. Oktober 2004„Ein halbherziger VfB Stuttgart verlor gegen einen mit heißem Herzen kämpfenden SC Freiburg“ (FAZ) – „fast jeder Mainzer Spieler hat in dieser Saison im Eiltempo dazugelernt“ (SZ) / Ailton trifft
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SC Freiburg-VfB Stuttgart 2:0
Hartmut Scherzer (FAZ 26.10.) erklärt die Niederlage der Stuttgarter: „Ein klassischer Fall: Drei Tage nach einem Europapokalspiel glaubt die vielleicht etwas müde Mannschaft, mit weniger Anstrengung in der Bundesliga über die Runden zu kommen. Die Folge: Ein halbherziger VfB Stuttgart verlor gegen einen mit heißem Herzen kämpfenden SC Freiburg und seinen Nimbus. Es war also ein Irrtum, die Schwaben in dieser Saison für ein Muster an Beständigkeit zu halten, weil die „jungen Wilden“ gereift seien. „Wir hatten gedacht, mit halber Kraft geht’s auch“, räumte Timo Hildebrand ein. Die höchst fragwürdige Rote Karte für Martin Stranzl hatte dabei kaum Einfluß auf die erste Niederlage im neunten Saisonspiel, bewirkte vielmehr den Aufschwung. Die bis dahin in allen Wettbewerben unbesiegten Schwaben rafften sich in Unterzahl endlich zu jenem Elan auf, den sie siebzig Minuten lang hatten vermissen lassen.“
Teamspieler
Martin Hägele (NZZ 26.10.) beschreibt die Reifung Matthias Sammers: „Der einst jüngste Bundesligatrainer ist mittlerweile souverän geworden. An seinem zweiten Arbeitsplatz hat der ehemalige Dortmunder Erfolgscoach viele Leute überrascht. Nach drei Monaten schon dankt der Stuttgarter Vorstandsvorsitzende Erwin Staudt jeden Tag beim Gutenachtgebet, „dass der Matthias Sammer bei uns auf der Trainerbank sitzt und nicht Jürgen Kohler“. Der ehemalige Nationalstopper war bei der Suche nach einem Magath-Nachfolger die Nummer eins auf der Kandidatenliste gewesen, hatte sich dann aber durch wahnwitzige Forderungen disqualifiziert. Entgegen allen Warnungen hat sich Sammer nicht nur als der allseits bekannte Gerechtigkeitsfanatiker erwiesen, sondern als äusserst menschlicher Teamspieler. Und so auf seine Art auf der vom eher autoritären Chef geprägten Arbeit aufgebaut. Sammer selber lässt keinen Zweifel, dass das Malheur von Freiburg, wo seine Mannschaft nie auf Betriebstemperatur kam und erst in Unterzahl auf ihre bekannt aggressive Spielweise umschaltete, wohl ein einmaliger Betriebsunfall war.“
Schalke 04-FSV Mainz 2:1
Fast jeder Mainzer Spieler hat in dieser Saison im Eiltempo dazugelernt
Lob für Mainz von allen Seiten – Christoph Biermann (SZ 26.10.): „Sand meinte es ernst, als er seinen „großen Respekt“ für den Aufsteiger zum Ausdruck brachte. „Das ist eine Mannschaft, die füreinander läuft und rennt“, sagte er. Obwohl Schalke sich den Erfolg verdiente, konnten die Gäste aus Mainz im Gefühl der Stärke nach Hause fahren. Auch wenn Jürgen Klopp sich darüber ärgert, dass die Öffentlichkeit noch nicht registriert hat, wie gut seine Mannschaft wirklich ist. „Immer wenn wir gewonnen haben, waren wir Sieger in einem schlechten Spiel, weil der Gegner nicht alles abgerufen hat“, sagte der Mainzer Trainer, „heute war es wahrscheinlich ein gutes Spiel, weil wir verloren haben.“ Im Laufe der ersten neun Partien hat die Mainzer Mannschaft einen gewaltigen Entwicklungssprung gemacht. Ihr Spiel hat mehr Qualitäten als die von Klopp beschworene Leidenschaft und es ist auch nicht nur von den Erfolgen der letzten Wochen getragen. Bei der ersten Mannschaftsbesprechung in dieser Saison, erzählte Niclas Weiland, habe nur ein Satz auf der Tafel gestanden: „Ihr seid jetzt Erstligaspieler!“ Inzwischen zeigt sich, dass diese Aussage nicht nur per Definition oder Suggestion richtig ist. Trotzdem muss Klopp seine Spieler weiterhin auf ihre Stärke hinweisen: „Die lesen in der Zeitung nämlich immer: Die Blinden haben gepunktet, keiner weiß warum.“ (…) Fast jeder Mainzer Spieler hat in dieser Saison im Eiltempo dazugelernt, so dass der Aufsteiger ganz zu Recht im ersten Drittel der Tabelle steht. Ein Ende der Entwicklung ist nicht abzusehen, wenn man Klopp glaubt. Sollten die Mainzer auf dem Weg zur Entfaltung aller Möglichkeiten noch einige andere Mannschaften zu ähnlichem Fußball inspirieren wie Schalke 04, hätten sie sogar für die Bundesliga Großes geleistet.“
Endlich trifft Ailton – Richard Leipold (FAZ 26.10.): “Das Tor, auf das er so lange gewartet hatte, entschied eine hochklassige Partie. Und plötzlich erschien dem Schützen alles einfach. Ailton glaubte hinter der Flaute, die ihn so verdrossen gemacht hatte, sogar eine Logik zu erkennen; er formulierte sie in der dritten Person wie alles Wesentliche in eigener Sache. „Das ist Ailton. Wenn die Mannschaft gut spielt, schießt er ein Tor.“ Eine starke Gesamtleistung als Voraussetzung für den Erfolg des größten Individualisten im Team? Gegen die munter mitkickenden Mainzer war die vermeintliche Logik aus Ailtons Welt vom Geschehen auf dem Fußballplatz gedeckt. Anders als gegen den FC Basel ließen die Schalker sich diesmal nicht von ihrem Weg nach vorne abbringen.“