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Alemannia Aachen, FC Sevilla, Benfica Lissabon
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| Donnerstag, 4. November 2004Alemannia Aachen spielt schön und gut (Tsp) _ „Philosophie der Arbeit und Demut beim FC Sevilla“ (FTD) – Benfica Lissabon, „wichtiger als die Selecção“ (FAZ)
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Stefan Hermanns (Tsp 4.11.) freut sich über Alemannia Aachen: „Sensationell war für die Aachener schon die vergangene Saison, als sie im Pokalfinale standen und erst am letzten Spieltag den Aufstieg in die Bundesliga verbaselten. Im Sommer aber gingen wichtige Leistungsträger, zwölf neue Spieler kamen, dazu der 40 Jahre alte Hecking als Nachfolger von Jörg Berger. Doch die Aachener sind nicht nur genauso erfolgreich wie im vorigen Jahr, sie spielen jetzt auch einen „sehr attraktiven Fußball“, wie Sportdirektor Jörg Schmadtke sagt. Heckings reine Offensivlehre war am besten gegen den französischen Spitzenklub OSC Lille zu beobachten. „So eine gute halbe Stunde habe ich noch nie gesehen“, sagt Hecking über die ersten 30 Minuten. Die Taktik hatte er zuvor basisdemokratisch mit der Mannschaft festgelegt. Die Spieler sollten selbst entscheiden, ob sie lieber abwartend spielen oder den Gegner wie immer mutig attackieren wollten.“
Philosophie der Arbeit und Demut
Ralf Itzel (FTD 4.11.) stellt uns den FC Sevilla vor: “Es ist bezeichnend, dass der beste Spieler des FC Sevilla den Spitznamen „la bestia“, die Bestie, trägt. Der Brasilianer Julio Cesar Baptista bricht mit seinen langen Beinen, dem muskelbepackten Oberkörper und der bahnbrechenden Schnelligkeit wie eine Naturkatastrophe über die gegnerische Abwehr herein. Und die Fitness ergänzt er optimal mit fußballerischer Qualität. Solche wie Baptista liebt Trainer Joaquin Caparros. Der 49-Jährige hat die Mannschaft in gut vier Jahren aus der zweiten Liga bis an die momentan zweite Position der Primera División gehievt, und bis in den Uefa-Cup, in dem sie heute Alemannia Aachen empfängt. Caparros hat einen Kader geformt, der Muskeln hat und zeigt. (…) Als Fußballer gelang ihm nie der Sprung ganz nach oben, weswegen er zehn Jahre lang um fünf Uhr morgens aufstand, um den Sport und seine Arbeit bei einem Hersteller von Krankenhausmaterial zu verbinden. „Diese Disziplin hat mir sehr geholfen, im Leben wie im Beruf.“ Auch als Coach arbeitete er lange in unteren Klassen, eine Erfahrung, die er nicht missen möchte: „Eine bescheidene Mannschaft zu betreuen, sollte Pflichtfach der Trainerkurse sein.“ Seine Philosophie der Arbeit und Demut hat er mittlerweile auch auf die Nachwuchsabteilung und sogar bis in die Chefetage übertragen, weswegen er befriedigt feststellt: „Dieser Klub wächst und reift.“ Die Zeiten, in denen die Andalusier eine Fahrstuhlmannschaft stellten, sind Vergangenheit.“
Wichtiger als die Selecção
Führt Giovanni Trapattoni Benfica Lissabon wider nach oben, Thomas Klemm (FAZ 4.11.)? „Was wäre wohl beim FC Bayern los, wenn der Fußballklub seit zehn Jahren keine deutsche Meisterschaft gewonnen hätte? Die Vereinsführung wäre gereizt, Abertausende Mitglieder und Fans frustriert, die Mannschaft verunsichert. Ein Rekordmeister für die Geschichtsbücher, aber nicht im Alltagsgeschäft – das paßt ebensowenig zum Selbstverständnis der Münchner wie zu jenem ihres portugiesischen Pendants. Darum litt Benfica Lissabon, mit 27 Meisterschaften, 23 Pokalsiegen, zwei Europapokalerfolgen im Landesmeister-Wettbewerb und mehr als 80 000 Mitgliedern erfolgreichster, größter, beliebtester und meistbeneideter Klub in Portugal, jahrelang fürchterlich an der anhaltenden Erfolglosigkeit. Doch in der Nacht zum 5. Juli steigerte sich das Fünkchen Hoffnung auf Besserung, das wenige Wochen zuvor nach dem 2:1-Sieg im nationalen Pokalfinale gegen den FC Porto entzündet wurde, zur glühenden Erwartung. Benfica hatte einen Startrainer verpflichtet, der den verblichenen Glanz des Klubs endlich wieder aufpolieren sollte. „Giovanni Trapattoni unterschreibt heute“, lautete die fast halbseitige Schlagzeile in allen Sportzeitungen des Landes. Nur eine Randnotiz auf den Titelseiten war ihnen wert, daß die portugiesische Nationalmannschaft am Abend zuvor das Europameisterschaftsfinale verloren hatte. Die Hoffnung überwog die Trauer, Benfica war wieder einmal wichtiger als die Selecção. Seither staunt Trapattoni, der den FC Bayern 1997 zur deutschen Meisterschaft und ein Jahr später zum DFB-Pokalsieg geführt hatte, über den „Respekt und die Sympathie“ der Benfica-Fans. Im vergangenen Jahrzehnt verlor der Klub seine sportliche Führungsrolle an den FC Porto, sorgte statt dessen wegen krimineller Machenschaften eines Präsidenten und Schwierigkeiten mit dem Fiskus für Schlagzeilen.“