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Bundesliga

Alles ist anders als sonst

Oliver Fritsch | Samstag, 6. November 2004 Kommentare deaktiviert für Alles ist anders als sonst

Gute Stimmung in Hannover – Frank Heike (FAZ 6.11.): „Keine Abstiegssorgen, kein Aufstiegsstress, kein nahender Trainerwechsel, keine Winterschlußeinkäufe, kein Ärger mit dem Manager – alles ist anders als sonst in diesen Herbsttagen. Martin Kind, der 60 Jahre alte Inhaber einer erfolgreichen Hörgerätefirma, hat Hannover 96 in der Regionalliga übernommen, als der Klub praktisch pleite war. Seitdem gab es trotz zweier Aufstiege nur selten Momente unbeschwerter Freude. Daß Kind nun strahlend durch die neue AWD-Arena geht, liegt an einem Mann: Ewald Lienen. Fünfmal nacheinander hat 96 gewonnen: Vereinsrekord. So kommt es, daß Hannover als Tabellenvierter völlig entspannt nach München gereist ist, wo der Tabellenfünfte versuchen wird, die alte Hackordnung wiederherzustellen. Zuletzt umarmten sich Kind und Lienen sogar vor Fernsehkameras – zwei wesensähnliche, asketische, rigide, manchmal verkniffene Männer. Hat sich da ein Paar gefunden, das die „Roten“ im dritten Bundesliga-Jahr endlich in sicheres Fahrwasser führt? Es scheint fast so, wenn man Kinds verklausulierte Lobeshymnen auf Lienen hört. (…) Lienen, an dem das Image des mißtrauischen Disziplinfanatikers klebt, versucht seit geraumer Zeit, sich zu öffnen. Ein Witzchen hier, ein frecher Spruch da. Der Trainer ist dazu übergegangen, nicht mehr hinter jeder Frage eine Falle zu vermuten. Es gab ein Fußballspiel gegen örtliche Journalisten als vertrauensbildende Maßnahme.“

Mehr als stets bemüht ist das Führungspersonal in Hannover – Jörg Marwedel (SZ 6.11.) notiert das Lob des Präsidenten: „Wenn Martin Kind über seine leitenden Angestellten Ewald Lienen und Ilja Kaenzig spricht, huscht ein beinahe versonnenes Lächeln über das kantige Unternehmergesicht. Er setzt dann an zu einer Laudatio, die in schriftlicher Form ein prächtiges Arbeitszeugnis abgeben würde. Die Qualitäten des im Frühjahr aus Leverkusen abgeworbenen Managers Kaenzig beschreibt er so: „Gute kaufmännische Ausbildung. Hervorragende Kenntnisse des deutschen und internationalen Marktes, der Statuten und im Vertragsmanagement. Abgezockter, qualifizierter Gesprächs- und Verhandlungspartner. Beherrscht die Spielregeln des Geschäfts.“ Am Fußballlehrer Lienen wiederum hebt Kind hervor, dieser sei „intellektuell vernünftig aufgestellt“ und „in der Lage, Ziele zu formulieren, ihre Umsetzung zu begleiten und die Situation immer wieder kritisch zu analysieren“. Zudem setze er sich „sehr seriös auch mit anderen Sichtweisen auseinander, ohne sich zu verbiegen“. Kurz: „Ich habe jetzt ein Umfeld, das ich mir seit Jahren gewünscht habe.“ Kind ist ein erfolgreicher mittelständischer Unternehmer. Zu seinem Lieblingsvokabular gehören Wörter wie „Turnaround“, „operative Umsetzung“ oder „Planungssicherheit“. Und er ist mehr denn je überzeugt davon, dass sich die Kriterien der Wirtschaft auch auf Fußballunternehmen übertragen lassen. Die vergangenen Wochen haben ihn in seiner Meinung bestärkt.“

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