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Ball und Buchstabe

Fußball ist vor allem jetzig

Oliver Fritsch | Donnerstag, 11. November 2004 Kommentare deaktiviert für Fußball ist vor allem jetzig

Christoph Biermann (taz 11.11.) erlebt Fußball immer hier und heute: „Fußballnostalgie ist weit weniger verbreitet als Musiknostalgie. Es gibt genug Menschen, die wahlweise in den Rolling Stones, Clash oder Nirvana den Höhepunkt der Popgeschichte erreicht sehen, während niemand ernsthaft behaupten würde, dass Bayern München 1973, Argentinien 1982 oder der FC Porto 2004 irgendwelche Endpunkte irgendwelcher Entwicklungen im Fußball markieren. Selbst der Netzerismus und das (berechtigte) Lobpreisen des deutschen Europameisters von 72 hat sich im Laufe der Jahre als Modell nicht durchgesetzt. Vielleicht liegts auch daran, dass beim Fußball eine Beschreibung in Zyklen von Aufstieg und Verfall bereits mit den wechselnden Tabellenständen stattfindet. So recht hat sich fußballimmanente Nostalgie jedenfalls nicht durchsetzen können. Wer will schon hören, dass Fußball in den Fünfziger- oder Achtzigerjahren viel besser war? Die Realzeitlupen aus jener Zeit widersprechen dem sofort, und dann sitzt man im Stadion auch noch eine Reihe vor einem Fußballgott aus den Siebzigern und schlägt die Hände überm Kopf zusammen, weil er das Spiel von heute immer noch mit dem Blick von damals anschaut. Fußball ist vor allem jetzig, und vergangene Spiele speichern die Erinnerungen im geringeren Maße, als Musik das tut. Außerdem hält Fußball eher das Kollektive fest, 1954 für eine ganze Nation und immer wieder für eine Region.“

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