Interview
Einige haben ihre Kollegen abschreiben lassen
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| Freitag, 12. November 2004Ts, ts, ts! Peter Neururer im Gespräch mit Christoph Biermann (SZ 12.11.) über Trainermethoden
SZ: Gibt es handfeste Gründe dafür, dass Ihre Mannschaft nicht mehr so gut spielt?
PN: Bei einem anderen Punktestand würden wir anders Fußball spielen. Aber wir müssen anders Fußball spielen, um den Punktestand zu verbessern.
SZ: Das klingt nach einer klassischen Zwickmühle. Haben Sie deshalb am Mittwoch das Training ausfallen und für Ihre Mannschaft im VIP-Raum des Ruhrstadions ein Frühstücksbüffet aufbauen lassen?
PN: Wir haben das Training ein bisschen anders gemacht. Auf einer großen Videowand und auf allen Bildschirmen lief unser Sieg über die Bayern in der letzten Saison. Das sollte die Spieler an ihre eigene Stärke erinnern, denn wir müssen den Mut wiederfinden, im Spiel nach vorne Fehler zu machen. Von Frühstück und bewegten Bildern abgesehen habe ich den Spielern außerdem noch Hausaufgaben aufgegeben.
SZ: Wie bitte?
PN: Sie sollten sich Bayern gegen Stuttgart im Fernsehen anschauen und notieren, welches System die Teams gespielt haben, wer die Standards wohin geschlagen hat und wo die anderen Spieler gestanden haben.
SZ: Haben Ihre Spieler die Aufgaben ordentlich erledigt?
PN: Teilweise sehr gut, und einige haben auch ihre Kollegen abschreiben lassen. Das sieht man daran, wenn etwa Salihamidzic mehrfach auf die gleiche Weise falsch geschrieben worden ist. Aber das macht nichts, denn aus eigener Erfahrung weiß ich, dass selbst beim Abschreiben noch was hängen bleibt. Außerdem zeigen mir die Hausaufgaben, dass die Stimmung noch gut ist.
SZ: Wodurch?
PN: Einer hat die Aufstellung der Bayern so notiert: Pfaff im Tor, Viererkette mit Eder, Auge, Lothar im Wechselspiel mit Nachtweih und Pflügler, links Ziege, im Mittelfeld noch Lerby und Breitner. Vorne dann Wohlfahrt, Mihailovic und McInally. (…)
SZ: Sie variieren anders als im Vorjahr das Spielsystem. Haben Sie auch schon einmal überlegt, mit Ihrem Team konfrontativer umzugehen?
PN: Ein Trainer ist nicht mehr authentisch, wenn er seinen Führungsstil ändert. Trotzdem habe ich nach dem 0:2 in Hannover mein Verhalten insofern geändert, als ich eine Woche lang nicht mehr zu den Spielern in die Kabine gegangen bin. Sie hatten Kontakt zu mir nur auf dem Trainingsplatz. Das ist jetzt allerdings wieder vorbei, es gibt sowieso nicht viele Patronen, die ein Trainer hat.