Internationaler Fußball
In Udine ist die Fussballwelt noch in Ordnung
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| Freitag, 12. November 2004Peter Hartmann (NZZ 12.11.) befasst sich mit dem Erfolg Udines: „In Udine, 95 000 Einwohner, 650 Kilometer Distanz zu Rom, ist Fussball eine ernsthafte Sache. Als die italienische Regierung in den achtziger Jahren dem brasilianischen Paradiesvogel Zico die Arbeitsbewilligung verweigerte, erschienen an den Hausmauern von Udine, der Provinzhauptstadt des Friauls, Parolen wie „Zico o Austria“, entweder Zico oder Anschluss an Österreich. Mittlerweile ist die Udinese ein global tätiger Fussballmulti mit etwa 75 spielenden Angestellten. Die meisten vagabundieren als Leihgaben auf europäischen Versuchswiesen herum, einige sind auch mit gefälschten Pässen unterwegs. Luciano Spalletti hat Namen und Performance im Kopf. Aber er redet nicht darüber. Er geht ungern in die Palaverrunden des Fernsehens. Spalletti, der schweigsame Trainer der Udinese, hat zwei Methoden entwickelt, um mit seiner Schüchternheit fertig zu werden: Er schreibt heimlich Gedichte, die er niemandem zeigt. Und er arbeitet täglich eisern von neun bis neun. (…) Spalletti, der kahl geschorene Eierkopf, als neuer Messias der Bescheidenheit und der harten Arbeit? Seinen soliden Trainerruf erwarb er sich, als er mit Empoli, dem toskanischen Klub von der Serie C innert zweier Jahre in die Serie A aufstieg. Doch bei Sampdoria Genua musste er nach fünf Monaten gehen. Er wagte sich nach Venedig und wurde vom Präsidenten Zamparini zweimal engagiert und zweimal entlassen – innert weniger Wochen. In Udine ist die Fussballwelt noch in Ordnung.“