Internationaler Fußball
Lima die Schreckliche
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| Samstag, 13. November 2004Max Seelhofer (NZZ 13.11.) berichtet uns die Situation in Peru, das in der WM-Qualifikation fast keine Chance mehr hat: „In der schaurig grauen Stadt am Pazifik („Lima die Schreckliche“, hat sie der Schriftsteller und Journalist Sebastián Salazar Bondy 1955 genannt) gibt man sich portugiesisch bzw. ungarisch. In Lissabon hatte während der seit 1966 mehr als ein Vierteljahrhundert andauernden Krise des heimischen Fussballs männiglich von Eusebio und Co. geträumt und davon, wie Europa auf „Brasilianisch“ zu erobern wäre; in Budapest träumen sie noch heute von Puskas, Kocsis und Hidegkuti (Stichwort: Albtraum von Bern). Und seit mehr als einem Vierteljahrhundert (grosse Zeit: 1970 bis 1978; letzte WM-Teilnahme 1982) schwelgt auch Perus Fussballöffentlichkeit in der Vergangenheit: Cubillas, Sotil, Chumpitaz, Oblitas. Doch eine harsche Gegenwart meldet: Zehn Spiele, zwei Siege, je viermal unentschieden und verloren, meist eher mässige bis deplorable Vorstellungen. Zwar gar nicht so schlechte Spieler, einige mit stupender Technik, aber als Kollektiv nichts als ein psychotischer unorganisierter Haufen. Der Schuldige ist, wen wundert’s, der Trainer, der Director Técnico, der wenig charismatische Paulo Autuouri, Brasilianer, Weichei, Schreibtischtäter usw. Er wäre schon längst entlassen worden, wenn da nur nicht die Jahresgage von einer knappen halben Million vor Steuern (nicht „Nuevos Soles“, sondern „real money“, also USD) wäre. Und die muss, auch bei fristloser Entlassung weiter bezahlt werden – bis September 2005.