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Bundesliga

Hansa Rostock-Hamburger SV 0:6

Oliver Fritsch | Dienstag, 16. November 2004 Kommentare deaktiviert für Hansa Rostock-Hamburger SV 0:6

Die Ära der Harmonie ist vorüber

Wer kann Hansa Rostock wie retten, Ronny Blaschke (SZ 16.11.)? “Selten war ein Team für den letzten Tabellenplatz so qualifiziert wie der FC Hansa. Die Krise hat tasmanische Dimensionen erreicht: Achtmal in Serie hatten die Berliner 1965 vor heimischer Kulisse verloren, Rostock steht vor der Einstellung des Rekords. „Ich wollte das Vertrauen nicht weiter missbrauchen“, sagte Schlünz zwanzig Minuten nach dem Abpfiff, während eine Etage höher im Foyer nicht nur bei der Gattin des Präsidenten Tränen flossen. Es war ein melodramatischer Abend. Und trotzdem hat Schlünz dem Verein, dem er seit 37 Jahren angehört, einen Gefallen getan. Er wird in der Hierarchie wieder sanft nach unten gleiten. Stilvoll, ohne ein böses Wort, verabschiedete er sich. Vielleicht zu spät. Verein, Fans und Mannschaft waren durch die Verdienste des Trainers so loyal miteinander verbunden, dass die Objektivität abhanden kam. Das könnte den wichtigsten Werbeträger Mecklenburg-Vorpommerns teuer zu stehen kommen. Mit dem Ende der Ära Schlünz wird sich auch das Profil des Vereins ändern, die Ära der Harmonie ist vorüber. Der Klubführung fahndet nach einem Überlebenskünstler, der es versteht, die Panik zu bändigen. „Morgens Lorant, abends Geyer“, fasste einer der Montags-Demonstranten am Zaun die Stellenausschreibung zusammen. (…) Seit Frank Pagelsdorf hat hier kein Trainer länger als zwei Jahre gearbeitet. Rostock ist kein freundliches Pflaster für Fußballlehrer. Der Nachfolger von Schlünz steht vor einer schier unlösbaren Aufgabe.“

VfL Bochum-Bayern München 1:3

Man muss nicht alles verstehen am Gesamtkunstwerk FC Bayern

Uli Hoeneß im Fernsehen – Zeit, der Welt den Hintern zuzudrehen. Andreas Burkert (SZ 16.11.) teilt mit: “Magaths Jahresplanung findet inzwischen selbst beim im Sommer noch mächtig irritierten Personal Anklang, wie Michael Ballack andeutete. Man habe die robusten Gastgeber letztlich mit Kraft besiegt. Und so arbeiten sich die Münchner Kraftmeier im Wortsinne nach oben, nur Wolfsburg versperrt ihnen noch das Gipfelplateau. Alles eine Frage der Zeit, glaubt Hoeneß, „wir haben jetzt fünf Spiele, davon vier zuhause und eins in Nürnberg – und wenn wir uns nicht ganz blöd anstellen, könnten wir jetzt endlich oben wegkommen von den anderen“. Nach eigener Auffassung ist Hoeneß mit gutem Beispiel voran gegangen, obwohl sich sein vermeintlich kluger Vortrag im Abofernsehen nicht allen erschloss. Den Premiere-Mann blaffte er jedenfalls an, als habe der vor der Hoeneßschen Wurstfabrik zum Vegetarismus aufgerufen. Dabei waren kritische Fragen durchaus zulässig nach einer Partie, die Bayern „glücklich gewonnen hatte“, wie Magath einräumte. „Das erste Tor abgefälscht, das zweite klar Abseits, und das dritte machen wir uns durch Preuß selber rein“, erinnerte sich Rein van Duijnhoven. Hoeneß indes rief erregt, sich für einen Auswärtssieg rechtfertigen zu müssen, sei beleidigend. Danach marschierte er noch zufriedener in die Katakomben, wo ihm die Fernsehleute versichern mussten, man habe ihn live erleben können. Und dann lächelte Hoeneß sogar. Man muss eben nicht alles verstehen am Gesamtkunstwerk FC Bayern.“

Guerrero kickt und trifft, wo die Münchner ihn gerade brauchen

Vor vier Wochen hat ihn fast noch niemand gekannt; heute spricht Die Welt von „Guerrero Küßchen“ (aua, aua!). Richard Leipold (FAZ 16.11.) schildert dessen Tat: “Wenn es beim Rekordmeister nicht nach Wunsch läuft, fallen dem Betrachter viele Spieler ein, die prädestiniert dafür sind, einer Partie aufgrund individueller Klasse eine Wende zu geben. Aber nicht Makaay, Ballack, Frings oder Pizarro traten als Torschützen hervor, als dem Favoriten die Zeit davonlief – es war Guerrero, der seine Chancen so kaltschnäuzig nutzte wie sonst die Stars der Branche. So hatten die arrivierten Herren in den gülden schimmernden Trikots allen Grund, ihrem unbekannten, aber keineswegs unscheinbaren Kollegen zu applaudieren. Der junge Peruaner pendelt derzeit zwischen den Amateuren und den Profis des FC Bayern. Wie es scheint, kickt und trifft Guerrero, wo die Münchner ihn gerade brauchen: ob vor tausend Zuschauern auf dem Dorf oder in den gutbesuchten Arenen der Eliteklasse.“

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