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Internationaler Fußball

Der letzte Schrei in Europa

Oliver Fritsch | Donnerstag, 18. November 2004 Kommentare deaktiviert für Der letzte Schrei in Europa

FC Barcelona, „derzeit in Europa der letzte Schrei“ (Spiegel) – Fußball in China, derzeit ein „Trauerspiel“ (FR) – Fußball in Liechtenstein, „mit Fürstentümern ist in Ernstkämpfen nicht zu spassen“ (NZZ)

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Filigrane Technik eleganter Einzelkönner und systematisches Teamwork

Michael Wulzinger (Spiegel 15.11.) befasst sich mit der Neubelebung des FC Barcelona: „Der FC Barcelona, da sind sich die Experten einig, gilt derzeit in Europa als letzter Schrei – die Mannschaft spielt den aufregendsten Fußball des neuen Jahrhunderts. Während die Spielart des Erzrivalen Real Madrid mit seinen sündhaft teuer eingekauften Superstars bereits als Auslaufmodell eingestuft wird, zeigt „Barça“ eine vollendete Mischung: filigrane Technik eleganter Einzelkönner einerseits, systematisches Teamwork andererseits. (…) Seit fünf Jahren haben die Katalanen keine Meisterschaft und keinen bedeutenden Pokal mehr gewonnen, eine Ewigkeit für den mit fast 130.000 Mitgliedern weltweit größten Fußballclub und sein Opernpublikum. Doch in dieser Saison scheint alles möglich. (…) Frank Rijkaard hat klare Prinzipien. Als die Mannschaft nach seinem Dienstantritt im Sommer 2003 vier Monate lang von einer Niederlage zur nächsten taumelte, nahm er seine Spieler öffentlich immer in Schutz. Nun, da das Team seine Ideen verinnerlicht hat und von Sieg zu Sieg eilt, überlässt der Mann mit den kurz geschnittenen Locken seinen Spielern die Bühne. „Diese Loyalität hat Rijkaard Respekt eingebracht“, sagt der katalanische Schriftsteller Sergi Pàmies, der seit Jahren ein intimer Kenner der Verhältnisse beim FC Barcelona ist und regelmäßig in El País Kolumnen über seinen Lieblingsclub publiziert. „Und Respekt ist die höchste Form der Anerkennung, die ein Fußballtrainer bekommen kann.“ Dabei war die Verpflichtung Rijkaards bei den „Azulgranas“, den Blau-Roten, zunächst heftig umstritten. Als Profi hatte der Holländer zwar so ziemlich jede Trophäe gewonnen. Als Trainer indes war seine Karriere bislang bescheiden verlaufen.“

Trauerspiel

Aus China gibt es in letzter Zeit nichts Gutes zu berichten (übrigens, gestern hat die Nationalmannschaft die WM-Qualifikation verpasst) – Harald Maaß (FR 18.11.): “Seit 1994 gibt es in China Profifußball. Mit einem neuen Namen und Logo ging im Mai dieses Jahres die „Chinese Super League“ (CSL) an den Start. Die Rechte und Kontrolle über die Liga haben jedoch nicht die Clubs, sondern der Fußballverband. Die Vereine werfen dem CFA vor, durch Misswirtschaft und mangelnde Kontrollen dem Sport zu schaden. Die durchschnittlichen Zuschauerzahlen in den Stadien seien von 20 000 in der Saison 1997/98 auf die Hälfte gesunken. Strittig ist auch die Verteilung von Fernseh- und Sponsorengeldern. „Die CFA besitzt seit langem Rechte, die eigentlich den Clubs gehören“, kritisiert Präsident Xu Ming von Dalian Shide, dem Rekordmeister der Liga. Unterstützt von seinen Club-Kollegen fordert Xu vom CFA eine komplette Offenlegung der Finanzen. Sollte der Verband sich weigern, drohen die Clubs mit einer Klage. Für Chinas Fans ist der Ligastreit nur eine Episode in einem langen Trauerspiel. Obwohl China mit viel Geld ausländische Trainer und Spieler holte hat sich das Niveau des Fußballs kaum verbessert.“

Trotz des 1:3 gegen Lettland – Fußball in Liechtenstein wird zum Erlebnis. Felix Reidhaar (NZZ 18.11.) schreibet: „Schüchtern hing die Mondsichel in ihrem Hof über dem Alpstein. Das vornehm illuminierte Fürstenschloss thronte stolz auf entgegengesetzter Talseite. Davon nahm das Fussvolk im Ländle weniger Notiz. Es orientierte sich – tief vermummt – auf der Erdscholle am grellen Flutlicht, lief zum Städtchen in die Nacht hinaus an den Flusslauf, wo es im hell ausgeleuchteten Fussballstadion Zeuge einer neuen sportlichen Erscheinung im Liechtensteinischen zu werden wünschte. Der Jahrgang 2004 ist schliesslich nicht irgendeiner. Er hat dem fussballerischen Zwergstaat geradezu einzigartige Erfolge und beträchtlichen Respekt ausserhalb der Landesgrenzen beschert. Nicht mehr über Briefmarken- und Kunstsammlungen oder Steuer- und Finanzparadiese wurde erzählt, seit einiger Zeit befassen sich internationale Besucher auch mit den balltechnischen Qualitäten unter der Krone. Schliesslich mussten nicht nur die Kicker aus dem Mutterland des Fussballs, sondern auch noch der EM-Zweite zur Kenntnis nehmen, dass mit Fürstentümern in Ernstkämpfen nicht zu spassen ist. (…) Es war aus liechtensteinischer Sicht bestimmt zu verschmerzen, dass ihre Mannschaft schliesslich 1:3 unterlag. Um diese zwei Treffer mag der Gast aus der Republik besser gewesen sein.

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