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Konzepttrainer vor dem Aus

Oliver Fritsch | Freitag, 19. November 2004 Kommentare deaktiviert für Konzepttrainer vor dem Aus

„Das Reformprojekt des jungen türkischen Trainers Ersun Yanal droht zu scheitern“ (taz) – Concacaf, „nirgendwo wird mit weniger Logik gearbeitet“ (NZZ)

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Konzepttrainer vor dem Aus

Nach dem 0:3 gegen Ukraine hat der türkische Trainer Ersun Yanal ein schweres Leben – Tobias Schächter (taz 19.11.): „Das Reformprojekt Nationalmannschaft des jungen Trainers droht zu scheitern. Bei der EM in Portugal fehlte der sich nach dem dritten Platz bei der WM in Asien auf Augenhöhe mit den etablierten Fußballmächten wähnende „Riese von Bosporus“. Yanals Vorgänger Günes musste gehen. Nun droht die zweite Absenz bei einem großen Turnier hintereinander. Yanal, der intelligente Mann aus Izmir, wusste bereits in den Minuten nach der Pleite, was ihn am nächsten Tag erwarten würde. Vergeblich bat er die Presse: „Konzentriert euch nicht auf mich, sondern seht, was bisher geleistet wurde!“ Doch das Kriegsbeil gegen Yanal ist ausgegraben. Rücktrittsforderungen sind in allen Gazetten zu lesen und das Blatt Fotomac hat die angeblichen Gründe für den „tiefen Fall“ (Hürriyet) auf seiner Titelseite aufgelistet: „Der Weg nach Deutschland – ohne König, ohne Imperator und ohne Hoffnung.“ Yanal, ein Freund flacher Hierarchien, hatte den als „König“ bezeichneten Stürmer Hakan Sükür ausgemustert und sich damit eine große Angriffsfläche geschaffen. Sükür verfügt über eine starke Lobby in den Medien und beim Verband. Auch die Erfahrung des selbst ernannten „Imperators“ Fatih Terim besitze Yanal (43) nicht, bemerken die Kritiker. Als seien die Erfolge, die der Konzepttrainer mit Genclerbirligi aus Ankara feierte, plötzlich nichts mehr wert.“

Nirgendwo wird mit weniger Logik gearbeitet

Die NZZ (19.11.) berichtet aus der Karibik: „So schnell können sich die Zeiten ändern. Vor vier Jahren war Bertille St-Clair von Verbandspräsident Jack Warner gefeuert worden, weil dieser unbedingt einen Trainer mit internationaler Erfahrung für das Nationalteam von Trinidad und Tobago wollte. St-Clairs grösstes Handicap war damals die Tatsache gewesen, dass ihm als Einheimischem angeblich das internationale Flair fehlte. Also engagierte Warner, Vizepräsident der Fifa, den Schotten Ian Porterfield, der kurz darauf von Rene Simoes verdrängt wurde, einem Brasilianer, der mit Jamaica 1998 die WM-Qualifikation geschafft hatte. Auch Simoes ist längst zurück in seiner brasilianischen Heimat, und Bertille St-Clair scheint plötzlich über die internationale Erfahrung zu verfügen, die ihm laut Jack Warner vor vier Jahren abgegangen ist. Dass er in der Zwischenzeit ausschliesslich im eigenen Land gearbeitet hat, spielte offenbar keine Rolle. Seit sich Trinidad mit einem 2:1-Sieg gegen die Fussballzwerge von St. Vincent & Grenadines für die Finalrunde der WM-Qualifikation in der Concacaf-Region qualifiziert hat, ist St-Clair gar vom unbedarften einheimischen Coach zum Nationalhelden geworden. Nirgendwo wird mit weniger Logik gearbeitet als in den 36 Verbänden, die in der Concacaf zusammengeschlossen sind. Vor allem das Trainerleben ist alles andere als lustig. Die Achterbahnfahrt St-Clairs ist typisch für das, was in dieser Region mit Nationalcoachs passiert.“

Bildstrecke Ecuador-Brasilien (1:0), faz.net

China nach dem Ausscheiden, NZZ

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