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Interview

Ich habe noch nie solche Möglichkeiten vorgefunden

Oliver Fritsch | Freitag, 19. November 2004 Kommentare deaktiviert für Ich habe noch nie solche Möglichkeiten vorgefunden

Ralf Rangnick mit Felix Meininghaus (FTD 19.11.)
FTD: Was haben Sie eigentlich gedacht, als Sie bei Ihrer Präsentation auf Schalke von Rudi Assauer permanent Rolf genannt wurden?
RR: Ich habe innerlich gelacht. Das lustige war ja, das er das konsequent durchgezogen hat. Heute flachsen wir darüber.
FTD: Seit Sie auf Schalke im Amt sind, heißt es, Kopfmensch Rangnick trifft auf Bauchmensch Assauer. Nervt dieses Klischee?
RR: Komischerweise ist das erst wieder hoch gekommen, seit ich hier bin. In Hannover bin ich damit drei Jahre lang nicht konfrontiert worden.
FTD: Haben Sie gegen das Klischee gearbeitet, indem Sie vor dem ersten Heimspiel zum Volk gesprochen haben?
RR: Es ging mir darum, Hallo zu sagen. Ich hätte auch einen offenen Brief schreiben können, aber das war mir zu steif. Wenn man schon so eine Arena hat mit diesem Videowürfel, sollte man auch die persönlichste Ansprache wählen.
FTD: Sie wirkten dabei nervös und haben zwischendurch auf Ihren Zettel geschaut.
RR: Das ist eigentlich ungewöhnlich für mich, weil ich gerne frei spreche. Aber ich wusste um den schmalen Grat, auf dem ich mich bewege, und war deshalb schon sehr aufgeregt.
FTD: Assauer hat gesagt, Sie können auf Schalke Ihr Gesellen- oder sogar Meisterstück machen. Sind Sie denn noch ein Lehrling?
RR: Bestimmt nicht. Aber ich habe noch nie solche Möglichkeiten vorgefunden. In Ulm habe ich einen kleinen Verein nach oben gebracht, in Stuttgart und Hannover war ich vor allem als Troubleshooter gefragt. Hier kann ich mich auf die Mannschaft konzentrieren. Ich habe zum ersten Mal die Chance, etwas zu gewinnen. (…)
FTD: Wissen Sie, wann Schalke 04 zum letzten Mal Deutscher Meister war?
RR: Ich glaube, das war 1958 – mein Geburtsjahr!
FTD: Ahnen Sie, was in dieser Stadt los sein wird, wenn es wieder passieren sollte?
RR: Ich glaube schon. Wir hatten hier in den Ferien 2500 Zuschauer beim Training. Und diese Arena – da stellt sich jedes Mal aufs neue Gänsehautgefühl ein. Gerade war ich bei einem Abend mit 500 Sponsoren. In Stuttgart lief so etwas immer sehr elitär ab – schicki-micki. Aber hier sind selbst die Sponsoren ganz normale Leute zum Anfassen. Hier gibt es nichts Abgehobenes, das fasziniert mich an Schalke am meisten.

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