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Alles, was er ausstrahlt, sagt: Chef

Oliver Fritsch | Samstag, 20. November 2004 Kommentare deaktiviert für Alles, was er ausstrahlt, sagt: Chef

„Zvonimir Soldo ist seit Jahren eine herausragende Figur der Bundesliga – wahrgenommen wird das kaum“, bedauert Christian Zaschke (SZ 20.11.): „Seit 1996 spielt er beim VfB Stuttgart im defensiven Mittelfeld, und jeder Trainer sagte über ihn: „Soldo ist nicht zu ersetzen.“ Nun trainiert Matthias Sammer den VfB, und über Soldo, den Kapitän, sagt er: „Er hat kein Recht aufzuhören, so wie er spielt.“ Vielleicht könnte Soldo das Spiel loslassen, einfach so. Doch der VfB hat ihm jetzt einen neuen Vertrag angeboten, weil der bestehende am Saisonende ausläuft. Der Klub ist es, der den Spieler nicht loslassen will. Man kann fragen, ob das alles nicht ein wenig übertrieben ist, ob also ein 37 Jahre alter Mann wirklich so wichtig ist. Teamkollege Horst Heldt antwortet: „Ich habe noch keinen gesehen, der Fußball so einfach machen kann, so effektiv.“ Heldt wird im Dezember 35 Jahre alt, er hat viele Spieler gesehen, zudem ist er selbst ein hervorragender Techniker. Auch Heldt spielt gern schnell, aber über Soldo sagt er: „Er ist der Meister des schnellen Passes.“ Selten nimmt der Kroate den Ball an, er spielt fast immer direkt. (…) Markus Babbel sagt, er habe noch nie einen so dominanten Spieler erlebt, einen, der den ganzen Laden zusammenhält. Babbel spielte in Hamburg, beim FC Bayern und in der Premier League, er kennt dominante Spieler. Was also, Herr Soldo, könnte Babbel gemeint haben? Soldo deutet ein Schulterzucken an. „Vielleicht meint er, dass ich viel rede auf dem Platz.“ Vielleicht meint er das, denn auf dem Platz redet Soldo etwas anders als im Café. (…) Horst Heldt sagt auf die Frage, ob Soldo auch mal böse werden könnte, sehr schnell: „Ja.“ Richtig furchteinflößend böse? „Oh ja.“ Beim VfB trainieren sie gern um vier Uhr nachmittags, und Soldo steht in der Regel um halb vier auf dem Platz. Irgendwann entscheidet er, wann der „A-Kreis“ loslegt, dann wird fünf gegen zwei gespielt, jeder Spieler darf den Ball nur einmal berühren. Alles, was er ausstrahlt, sagt: Chef.“

of: Im Mai 2001 war ich, als VfB-Anhänger, im Westfalenstadion. Der VfB Stuttgart, damals bestenfalls Mittelmaß in der Liga, spielte beim Meisterkandidaten Dortmund. Das Spiel endete 0:0; Zvonimir Soldo, 90 Minuten lang viel beschäftigter Mittelfeldspieler vor der Abwehr, machte nicht einen Fehler. Mit einer beruhigenden Selbstverständlichkeit gewann er jeden Zwei- oder Dreikampf, er stellte den ständig angreifenden Dortmundern alle Passwege in der Mitte zu. Soldo war der beste Fußballer auf dem Feld. Hätte er nicht gespielt, hätten die Stuttgarter sicher klar verloren. Das „Fachblatt“ kicker gab ihm die Note 3 (und hat seitdem einen Abonnenten weniger). Die einzige Sorge eines VfB-Fans in den letzten drei Jahren: Kein anderer Verein ist derart von einem Spieler abhängig wie der VfB Stuttgart von Zvonimir Soldo.

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