Interview
Die Mannschaft hatte alle Symptome einer verhätschelten und verwöhnten Truppe
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| Samstag, 20. November 2004SpOn-Interview (19.11.) mit Ralf Rangnick
SpOn: Trainieren Sie zurzeit die beste Mannschaft Ihrer Karriere?
RR: In Stuttgart waren sich die Führungsspieler nicht grün, da gab es keine Einigkeit. Wenn man diese Dinge hinzuzieht, dann glaube ich schon, dass ich jetzt hier sehr gute Voraussetzungen habe – vielleicht die besten, die ich bisher als Trainer hatte. Die Köpfe der Mannschaft sind Spieler, die mitdenken, die auch mal sagen: Trainer, können wir da noch mal drüber sprechen. So sollte es auch sein.
SpOn: Sie haben sich vor kurzem bei Krassimir Balakow bedankt. Hat Ihr Konflikt damals Sie als Trainer verändert?
RR: Es war ja nicht nur Balakow, es waren viele eigenwillige Typen in dieser Mannschaft. Es war für mich ein Schnellkurs, was in der Bundesliga passieren kann. Die Stuttgarter Mannschaft hatte damals alle Symptome einer verhätschelten und verwöhnten Truppe. Es war nicht einfach, als Trainer mit diesen Egoismen umzugehen. Es gab Momente, da habe ich gedacht: Bist du eigentlich völlig bescheuert, was tust du dir da eigentlich an? Aber im Rückblick waren diese Erfahrungen für meine Entwicklung als Trainer gut.
SpOn: Helfen diese Erfahrungen im Umgang mit Spielern wie Ailton?
RR: Na klar. Wenn man Stars hat und dann speziell noch aus Südamerika, muss man sich im Klaren sein, dass die anders ticken. Beim Toni muss man jeden Tag darauf vorbereitet sein, dass etwas passiert. Dem kann man nicht nur mit Strenge oder Sanktionen begegnen. Man muss sich auch damit beschäftigen, warum das jetzt so ist. Das habe ich schon gelernt.
SpOn: Ist Ailton richtig integriert?
RR: Das kann er noch nicht sein, dafür ist er viel zu kurz hier. Mit einem Spieler wie Toni reibt man sich auch mal, das ist auch okay. Wenn man ihn holt, muss man versuchen, das Optimum aus ihm herauszuholen. Aber auch ihm muss klar sein, dass es sich hier nicht nur um den FC Ailton 04 handelt. Es kann sich nicht alles um Toni drehen. Er muss selber auch seinen Beitrag für die Mannschaft leisten. Darum geht es in der täglichen Auseinandersetzung. Und das hat er verstanden.