Champions League
Herz von Real Madrid
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| Dienstag, 23. November 2004„Häufig spiegeln Fußballteams den Charakter ihres Trainers wieder. Im Fall von Bayer Leverkusen könnte die Diskrepanz nicht größer sein“ (FAZ) – „Mit der Verpflichtung von Beckham ging es finanziell bergauf und sportlich bergab“ (SZ) / Raúl, „Herz von Real Madrid“ (FAZ), im Formtief
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Keine Ellenbogen
Peter Heß (FAZ 23.11.) empfindet die Verzweiflung Klaus Augenthalers, Bernd Schneider porträtierend: “Häufig spiegeln Fußballteams den Charakter ihres Trainers wieder. Im Fall von Bayer Leverkusen könnte die Diskrepanz nicht größer sein. Klaus Augenthaler war schon immer ein Verteidigungsstratege, dem es Vergnügen bereitete, die Gegner zu analysieren und dann aus dem Tritt zu bringen. Eine Mannschaft wie der Leverkusener Jahrgang 2004/05 wäre ihm seinerzeit ein hochwillkommenes Opfer gewesen. Nun muß er Profis sein Verständnis vom Spiel vermitteln, die für das Destruktive überhaupt kein Äderchen besitzen (…) Bernd Schneider steht als symbolhafte Figur für die Stärken und Schwächen Leverkusens. Schneider kann alles am Ball, verfügt über Spielintelligenz und Esprit, hält sich an die taktische Ordnung und ist bereit, zu laufen und zu kämpfen. Aber wenn das alles nicht entscheidend weiterhilft, dann ist er nicht in der Lage, seine Ziele mit Hilfe der Ellenbogen, mit dem, was man kratzen und beißen nennt, zu verfolgen. (…) Häufig besucht Schneider „sein“ Jena. Und jedesmal macht er kurz vor dem Ziel an derselben Autobahnraststätte halt, um seine obligatorische Thüringer Rostbratwurst zu verzehren. Kann man von solch einem Menschen verlangen, auf häßliche Art und Weise Spiele zu gewinnen?“
Unterhaltungsbetrieb
Peter Burghardt (SZ 23.11.) widmet sich Real Madrid: „Mit der Verpflichtung von Beckham ging es finanziell bergauf und sportlich bergab. In dieser Saison plant der vormals hoch verschuldete Klub mit Einnahmen von 300 Millionen Euro, 30 Prozent mehr als beim letzten Mal, und einem Nettogewinn von 50 Millionen Euro. Die Tendenz ist nicht zuletzt der Werbefigur aus England zu verdanken, mit ihm wurden neue Märkte erschlossen, vor allem in Fernost, der Traditionsverein geriet zum Unterhaltungsbetrieb. Auf dem Rasen dagegen hat Real Madrid unter Beckhams Beteiligung außer einer läppischen Trophäe während der PR-Tournee in Asien gar nichts gewonnen, zuvor waren in vier Jahren sieben Pokale erbeutet worden. Beim Besuch von Bayer Leverkusen geht es obendrein um das Vorrücken in der Champions League. „Wir spielen um unser Leben“, gab Präsident Florentino Perez bekannt. Besser: um sein Modell. Perez glaubt weiterhin an eine Expansion seines filmreifen Showkonzerns, wie bei seiner Baufirma ACS, die zu einer der größten Europas geworden ist. Doch die sportliche Entwicklung könnte er verschlafen haben, und der Name Beckham ist nur das volkstümlichste Synonym für diese Krise des Systems.“
Herz von Real Madrid
Paul Ingendaay (FAZ 23.11.) schreibt über das Formtief Raúls: „Die Fußballgeschichte ist blind und ungerecht. Sonst hätte sie Raúl González schon in seiner besten Zeit einen kleinen Rekord gegönnt, irgendwann zwischen 1999 und 2002, als die Madrilenen selbst Manchester United im eigenen Stadion das Fürchten lehrten. Doch daraus wurde nichts. Raúl war immer etwas zu jung, zu frisch, noch nicht lange genug dabei, um die legendären Torjäger früherer Jahrzehnte einzuholen. Jetzt endlich ist es soweit: Ein einziges Tor noch, und der siebenundzwanzigjährige Raúl, der unauffällige Wühler mit dem begnadeten Torinstinkt, hätte die Bestmarke von Alfredo di Stéfano eingestellt, die bei 49 Treffern im europäischen Meisterpokalwettbewerb liegt. (…) Ausgerechnet jetzt spielt er so grau und glücklos wie noch nie in seiner Karriere. Wenn es stimmt, daß fußballerische Größe auch darin besteht, mit Rückschlägen zu leben, dann beweist Raúl in diesen Monaten, wie groß er ist. (…) Abgesehen von seinem bedingungslosen Einsatzwillen erinnert kaum noch etwas an den Ausnahmespieler, der in zehn Jahren Ligafußball nicht nur zum stillen Star, sondern zum Herzen von Real Madrid wurde.“