Ball und Buchstabe
Volkssport
Kommentare deaktiviert für Volkssport
| Dienstag, 7. Dezember 2004Michael Ashelm (FAS 5.12.) befasst sich mit der Unterstützung des 1. FC Kaiserslautern und des FSV Mainz durch Ministerpräsident Kurt Beck: „Auch wenn Steuergelder in den Fußball fließen, sich nun auch noch die Kosten für den Ausbau des Fritz-Walter-Stadions zur WM-Arena voraussichtlich um fast 17 Millionen Euro erhöhen werden und das Land den Mehraufwand zu zwei Drittel übernehmen muß, sieht sich der Landesvater – wenn überhaupt – nur sanften Mißtönen ausgesetzt. Es bleibt meist nur bei kleinen Spitzen. Mal moniert der Bund der Steuerzahler die Zahlungsflüsse Richtung Fußball, mal versucht die CDU-Opposition, den Ministerpräsidenten mit roten Fußballzahlen ein wenig unter Druck zu setzen. Doch hinter vorgehaltener Hand bestätigen eigentlich alle Kritikberufenen, daß sich der Volkssport nicht als Bühne für große Auseinandersetzungen eignet.“
Enttäuschtes Bedürfnis nach Eindeutigkeit
Wolfram Eilenberger (TspaS 5.12.) hält das Unentschieden für unterschätzt: „Wir müssen uns heute mehr als je fragen, was aus fußballtheoretischer Sicht gegen das Unentschieden spricht. Steht es etwa für fehlenden Einsatz, mangelnde taktische Ordnung oder Angriffsscheu? Nein, im Gegenteil! Gerade bei intensiv und verbissen geführten Begegnungen ist das Remis Regelresultat. Eine von hochklassigen Mannschaften hochklassig geführte Partie wird notwendig zum Unentschieden tendieren. Aus der Perspektive des Fans ist der Spannungsbogen eines Unentschieden unüberbietbar: Es ist bis zur letzten Sekunde offen, gefährdet, spannend. Dennoch hat das Unentschieden kaum Fürsprecher und steht in öffentlicher Dauerkritik. (…) Die Tendenz zur Abwertung, wenn nicht Auslöschung des Unentschieden ist natürlich ein sportübergreifendes Phänomen. Befördert wird sie zunächst von der archaischen Überzeugung, es müsse am Ende stets einen Sieger und damit Besiegten geben. Flankiert wird diese Erwartung von einer Logik der Zweiwertigkeit, die das gesamte abendländische Denken durchherrscht. Nach ihr gibt es immer nur zwei Alternativen: wahr oder falsch, ja oder nein, schwarz oder weiß, mit oder gegen uns. Es kann nur einen geben! Die psychologische wie faktische Unterbewertung des Unentschieden resultiert so gesehen aus einem enttäuschten Bedürfnis nach Eindeutigkeit.“