Allgemein
Aus dem Rahmen der am Reißbrett geplanten Karrieremuster
Kommentare deaktiviert für Aus dem Rahmen der am Reißbrett geplanten Karrieremuster
| Dienstag, 14. Dezember 2004Richard Leipold (FAS 12.12.) skizziert den Aufstieg Patrick Owomoyelas: “Owomoyela schickt sich an, im beschleunigten Verfahren Nationalspieler zu werden. Da ist er nicht der erste und wird vermutlich nicht der letzte sein. Dennoch ist seine Geschichte eine, die aus dem Rahmen der am Reißbrett geplanten Karrieremuster fällt. Sein Aufstieg in die Elite verlief nicht so folgerichtig wie der anderer Profis, die nach kurzer Probezeit in der Bundesliga schon in den Stand eines Nationalspielers erhoben wurden. Bevor Uwe Rapolder sich seiner annahm, ihn forderte und förderte, hatte Owomoyela fast abgeschlossen mit dem Traum, Berufsspieler in der ersten oder zweiten Liga zu werden. Fünf Jahre lang hatte er sich als Amateur bei Vereinen wie Lüneburg, Osnabrück oder Paderborn verdingt. Einer seiner Trainer soll sogar gesagt haben, er möge doch lieber Schach spielen.“
Die Disziplin hat ihn nach ganz oben gebracht
Birgit Schönau (SZ 14.12.) gratuliert Andrej Schewtschenko zur Wahl zum besten Fußballer Europas: „Dynamo und der AC Mailand sind die einzigen Klubs, in denen Schewtschenko jemals gespielt hat. Sie könnten nicht verschiedener sein. Dort die Kaderschule von „Oberst“ Lobanowski, der seiner Elf einmal in der Halbzeitpause befahl, die Wollstrumpfhosen aus- und die Sommertrikots anzuziehen. Dynamo war im Rückstand, bei einer Temperatur von minus acht Grad. Sie gewannen 2:1. Und dann, wie als Kontrastprogramm, der AC Mailand mit seinen Rothko-Gemälden im Trainingszentrum, den weißen Pfauen auf dem perfekt gepflegten Rasen, dem traditionell vor wichtigen Spielen servierten Lorbeer-Risotto. Die Disziplin hat ihn nach ganz oben gebracht. Mit Leichtigkeit. Für Milan die richtige Mischung. (…) Die Familie ist in der Ukraine geblieben, wo der Offizierssohn Schewtschenko wie ein Volksheld verehrt wird. Weswegen es einen Sturm der Entrüstung gab, als er sich kürzlich auf die Seite des Noch-Präsidenten Janukowitsch schlug. „Schäm“ dich, Sheva“, hatten ukrainische Fans auf Spruchbänder geschrieben, die sie bei der Partie Milan-Shakhtar Donetsk hochhielten. Er habe Janukowitsch doch nur als Sportsmann gemeint, präzisierte da Schewtschenko in perfekter Milan-Dialektik.“
Jenseits der in Italien üblichen theatralischen Wehleidigkeit
Peter Hartmann (NZZ 14.12.) fügt hinzu: „Er war mit seinem Mut, in die zuschnappende Mechanik des Catenaccio zu laufen, in den Clinch mit den Zerstörern, die mit den Ellenbogen austeilen und sich an sein Trikot klammern, der vielleicht wichtigste Spieler in der Milan-Mannschaft, die letzte Saison die wahrscheinlich härteste und schmutzigste Meisterschaft der Welt gewann. (…) Die schwerelose Art, wie er seine Pirouetten dribbelt, wie er Gegner ins Leere laufen oder, jenseits der in Italien üblichen theatralischen Wehleidigkeit, wie ein Rammbock an seinem athletischen Körper aufprallen lässt, erinnert an seine Kinderzeit, als er in den langen Wintern Eishockey spielte.“