Internationaler Fußball
Siegermentalität für die Generation X-Box
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| Dienstag, 14. Dezember 20042:2 zwischen Arsenal und Chelsea – Raphael Honigstein (FTD 14.12.) schaut auf Kragen und Revers: „José Mourinho bleibt klarer Tabellenführer, auch in modischer Hinsicht. Premier-League-Trainer interessieren sich in der Regel nicht groß für Kleidung, doch der Portugiese weiß genau, dass Mode versteckte Botschaften transportieren kann. Am Anfang seines Engagements beim FC Chelsea trug der 41-Jährige nur Trainingsanzüge, um zu zeigen, dass nicht die vielen Abramowitsch-Millionen, sondern harte Arbeit den Erfolg bringt. Im Herbst, als die Blauen mit tiefgekühltem Ergebnisfußball die Puristen auf der Insel verstörten, ließ er sich nur in feinen Prada-Jacken blicken; die suggerierten, dass er durchaus einen Sinn für Ästhetik hat. Die Mourinho-Kollektion für den Winter kombiniert nun schwere Ledermäntel mit betont schlampig gebundenen Krawatten und gelangweiltem Gesichtsausdruck. Das erinnert an schlimme, coole Jungs, wie man sie früher auf dem Schulhof traf – wenn diese Typen nicht gerade rauchten, mit Mädchen rummachten oder ohne Führerschein Vespa fuhren, vermöbelten sie Schulanfänger. In der Rolle des arroganten Alpha-Tieres gefällt sich der Mann, er lebt sie für seine Mannschaft vor, so sieht Siegermentalität für die Generation X-Box aus. (…) Selbst Highbury, das gegnerische Fans gerne als „library“ verspotten, weil es in dem Stadion oft ähnlich leise ist wie in einer Bibliothek, hatte während dem feurigen und streckenweise hochklassigen Derby die Lust am Lärm entdeckt.“
Catalonia is not Spain
Ein Zwischenruf aus Barcelona von Georg Bucher (NZZ 14.12.): „Einen Vergleich zwischen dem Dream-Team der Saison 1990/91 und dem Samba-Team von heute legen die Trainer nahe. Johan Cruyff und Frank Rijkaard sind Exponenten der Ajax-Schule, der gepflegte Fussball mit offensiver Ausrichtung liegt ihnen im Blut. (…) Transparente mit der Aufschrift „Catalonia is not Spain“ sieht man regelmässig im Camp Nou, auch Werbung für die Madrid konkurrenzierende Pariser Olympia-Kandidatur 2012. Befürchten diese Kreise etwa, Olympische Spiele in der Kapitale würden Real einen ähnlichen Schub verleihen wie jene von 1992 Barça?“
Aus der Abteilung „Abenteuerliches im Schweizer Fussball
Peter B. Birrer (NZZ 14.12.) kommentiert die Zahlungsunfähigkeit Servette Genfs: „Was sich im Super-League-Klub Servette ereignet, ist das nächste Lehrstück aus der Abteilung „Abenteuerliches im Schweizer Fussball“. Dass der Finanzhaushalt in einem Klub aus dem Ruder läuft, ist nicht neu. Seit Jahren passiert im vorwiegend irrational und emotional gesteuerten Geschäft Fussball Ähnliches, sei es in Lugano, Lausanne, Sitten, Bern oder Luzern. Ende 2004 ist der Servette FC zahlungsunfähig; er hat das Betreibungsamt im Haus und löst Negativschlagzeilen en masse aus. Die Oktober- und November-Löhne (1,5 Millionen Franken) können nicht überwiesen werden, Lügengebilde türmen sich auf, Geldgeber äussern sich widersprüchlich, weitere Donatoren werden gesucht – und die Verantwortlichen stehen mit dem Rücken zur Wand. Trotz den Parallelen mit anderen Sanierungsfällen ist der Fall Servette gesondert zu betrachten: Zum einen wegen des neuen Stadions, zum anderen wegen der darin involvierten öffentlichen Hand.“