Deutsche Elf
Japan-Deutschland 0:3
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| Freitag, 17. Dezember 2004Weiterer Fortschritt auf dem langen Marsch nach Berlin
Ludger Schulze (SZ 17.12.) zieht begeistert Zwischenfazit: „Im August hat er als Überraschungs-Kandidat seinen Dienst angetreten und seitdem fällt die von Misserfolg gepeinigte Fußballnation von einer Begeisterung in die nächste. Fünf Spiele hat Jürgen Klinsmann mit seinen Leuten absolviert, und die Bilanz am Ende dieser Jahres kann sich jetzt schon sehen lassen. Das 3:0 gegen Asien-Meister Japan ist ein weiterer Fortschritt auf dem langen Marsch nach Berlin. (…) Man muss reichlich verblüfft zur Kenntnis nehmen, wie unproblematisch der Einbau unbekannter Gesichter verläuft. Das Verdienst daran gebührt vor allem Michael Ballack, der, obwohl schon immer zu den wenigen Stars gehörend, unter Klinsmann eine bewundernswerte Entwicklung durchlebt.“
Martin Hägele (taz 17.12.) sieht das genauso: „Die Mannschaft hat Feuer gefangen an der eigenen Zukunft. Die Art und Weise, wie diese Elf den auf etlichen Positionen geschwächten Asienmeister anpackte, imponierte.“
Andreas Rüttenauer (taz 17.12.) entgegnet: „Klinsmann mag es ja gelingen, seinen Spielern zu vermitteln, sie seien spitze. Die Spieleraussagen lassen vermuten, dass seine Fußballer das auch glauben. Der Nachweis fehlt aber nach wie vor. Fußball mag ein gutes Geschäft sein in Japan und lohnend auch für die Bundesliga, ein Markt mit viel Potenzial. Aber all das steigert nicht den Wert eines Sieges gegen eine doch eher mäßige Nationalmannschaft.“
Weltliche Schwächen
Extratour, Ausnahmeregelung – solche Begriffe fallen oft, wenn es um Oliver Kahn geht, auch bei Michael Horeni (FAZ 17.12.): “Der Tag in Japan hatte nicht sonderlich erfreulich für den einst in Fernost zum Titan überhöhten Torwart begonnen. Die weltlichen Schwächen abseits des Strafraums hatten den ehemaligen Kapitän auch in Yokohama eingeholt. Auf die lange Reise hatte sich auch seine Freundin begeben, was innerhalb des Teams und der Mannschaftsführung nicht gerade für Begeisterung gesorgt hatte. Oliver Bierhoff hatte schon am Vortag süßsauer auf die Extratour des Torwarts reagiert. Der Bundestrainer suchte dann das Gespräch mit Kahn, der sich als einziger Spieler erlaubt hatte, seine Begeleitung einzufliegen. Offiziell sieht das der Bundestrainer angeblich ganz gelassen.“
Fehlbesetzung und Altlast
Jens Weinreich (BLZ 17.12.) hört die Spatzen von den Dächern pfeifen, dass eine weitere Degradierung beim DFB bevorsteht: „Das nächste Opfer dürfte Gerhard Meier-Röhn sein. Wenn man dem kicker trauen darf, und bei DFB-Interna gibt es keinen Grund, das nicht zu tun, dann war das die letzte Dienstreise für Meier-Röhn als Mediendirektor. (…) Dass es nun Meier-Röhn trifft, war vorhersehbar. Es war nur eine Frage der Zeit. Ihm wird kaum jemand eine Träne nachweinen, weder im DFB noch in der Medienmeute. Der vormalige Sportchef des ARD-Südwestfunks ist eine Fehlbesetzung. Für den Posten hatte er sich weder durch überragende Fachkompetenz noch beispielhaften Arbeitseifer empfohlen, sondern einzig und allein dadurch, dass er dem kleinen Kungelkreis des DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder angehörte. Insofern darf sich der DFB glücklich schätzen, dass er erlöst wird von dieser Altlast.“