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Internationaler Fußball

Symbolfigur eines ehrlichen und offensiven Fußballs

Oliver Fritsch | Montag, 20. Dezember 2004 Kommentare deaktiviert für Symbolfigur eines ehrlichen und offensiven Fußballs

Zdenek Zeman, Trainer von US Lecce und Vorzeigefigur des italienischen Fußballs sowie sein Gegenentwurf – Dirk Schümer (FAS 19.12.): „Zeman kennt die Geographie der italienischen Fußballprovinz sehr gut – nicht erst, seit er 1998 massive Dopingvorwürfe, vor allem gegen Juventus Turin, öffentlich machte. Danach bezeichnete ihn Juve-Star Gianluca Vialli als „Terroristen“, dem man die Arbeitserlaubnis entziehen sollte. Und der zierliche Stürmer Alessandro Del Piero, über dessen Muskelpakete sich Zeman laut gewundert hatte, verklagte den vermeintlichen Verleumder. Erst der derzeitige Dopingprozeß gegen Juve beschert Zeman und seinem Feldzug gegen den „Apothekenfußball“ späte Gerechtigkeit. Jede Trainerbank eines prominenten Klubs in Italien ist aber seither für den Nestbeschmutzer versperrt. Wie ethisch verkommen der Berlusconi-Fußball längst ist, zeigt sich am Nationalcoach Marcello Lippi, der die erfolgreiche Juve zur schlimmsten Dopingzeit trainierte und nun dafür mit dem Posten des Nationaltrainers belohnt wurde. Der Mahner Zeman hingegen wurde in die Provinz vertrieben. (…) Zeman, seit 1975 italienischer Staatsbürger, ist in seiner neuen Heimat längst zur Symbolfigur eines ehrlichen und offensiven Fußballs geworden. Der hagere und stoische Kettenraucher, der wegen Nikotinverbots während des Spiels auf einem Ersatz-Stengel kauen muß, zog es nach der militärischen Niederschlagung des Prager Frühlings vor, für immer am Mittelmeer zu bleiben.“

Wie kann eine Klippe ein Meer aufhalten

Juve spielt gegen Milan 0:0, wer hätte das gedacht? Birgit Schönau (SZ 20.12.) berichtet: „Es begab sich im Alpenstadion zu Turin – ausverkauft bis auf den letzten Platz, wie es nur zu den ganz großen Galaabenden üblich ist – dass nach dem torlosen Remis der beiden Giganten die Juve-Tifosi in der Curva Scirea applaudierten! Und sie wussten genau, warum. Vorher hatten sie noch aus abertausenden von blauen und silbernen Fähnchen den kühnen Spruch formiert: „Wie kann eine Klippe ein Meer aufhalten“, ein Zitat aus einem Evergreen von Lucio Battisti. Prophetisch geradezu, denn genau das führte Juve dann 92 Minuten lang vor – eine vom Felsen zur Klippenlandschaft mutierte Abwehr, die die wütenden Wellen der Milan-Offensive tatsächlich auflaufen ließ, und die Gischt spritzte dabei noch nicht einmal zu Gianluigi Buffon ins Tor.“

Vincenzo Delle Donne (Tsp 20.12.) ergänzt: “Es war nur eine Vorführung, wie schlecht es um den italienischen Fußball zurzeit steht.“

Europas Fußball vom Wochenende: Ergebnisse, Torschützen, Tabellen NZZ

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