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Jeder Klub kriegt am Ende immer den Trainer, den er verdient

Oliver Fritsch | Freitag, 7. Januar 2005 Kommentare deaktiviert für Jeder Klub kriegt am Ende immer den Trainer, den er verdient

Karlsruhe – Martin Hägele (SZ 7.1.) ist, wie immer, informiert über Mensch und Macht: „Von der gut gepflegten Animosität der schwergewichtigen Mimose Claasen hätte Rolf Dohmen eigentlich wissen müssen, als er seinen ehemaligen Kollegen Fanz zum Nachfolger des glück- und perspektivlosen Lorenz Günther Köstner bestellt hat. Denn inzwischen hängt der badische Traditionsklub geradezu am Tropf seines Hauptsponsors EnBW, und allen im Umfeld von Utz Claasen – hausintern „Wutz“ genannt, weil er sich gelegentlich wie ein wilder Eber aufführt – war klar, dass sich der ehrpusselige Chef nun rächen würde. (…) Gerüchte verdichten sich, dass Dohmen bald einer lokalen Größe Platz machen muss: Winfried Schäfer, derzeit Stadtrat in Ettlingen, sei bereit, noch einmal KSC-Geschichte zu schreiben. Obwohl die letzten Kapitel Schäfers überwiegend von Chaos und von Prozessen geprägt werden. Aber wie gesagt, Herr Claasen versteht ja etwas vom Fußball. Und jeder Klub kriegt am Ende immer den Trainer, den er verdient. Armer KSC.“

Ein funktionierender Club lässt sich von einem Werbepartner niemals unter Druck setzen

Jan Christian Müller (FR 6.1.) zählt die Fehler der Karlsruher Führung: “Ein professionell arbeitender Bundesligist trifft seine wohl abgewogenen Entscheidungen unabhängig davon, welcher Sponsor wie viel Geld dafür zahlt, dass als Gegenleistung der Schriftzug auf die Trikots gebügelt wird oder der Name auf der Sponsorenwand bei der Pressekonferenz auftaucht. Ein gut funktionierender Club lässt sich von einem Werbepartner niemals ernsthaft unter Druck setzen. Er schafft es von vorne herein, so maßvoll zu wirtschaften, dass eine allzu große Abhängigkeit von einem einzigen Geldgeber vermieden werden kann. Das Management eines solchen Clubs ist in der Szene so gut informiert, dass es nicht dazu kommen kann, Personen in verantwortliche Position zu befördern, die sich mit dem Sponsor einstmals ebenso öffentlich wie niveaulos angelegt haben.“

Michael Rosentritt (Tsp 6.1.) lenkt den Blick auf Reinhold Fanz: „Niemand spricht davon, dass ein 50 Jahre alter Trainer öffentlich als Versager abgestempelt worden ist. Und genau darin liegt der kleine, aber feine Unterschied zum richtigen Jürgen Klinsmann. Es ist eben auch alles eine Frage des Stils.“

Soap-Opera

Christoph Bertling (FTD 5.1.) leidet mit und durch Fortuna Köln: „Ein Mythos der deutschen Fußballgeschichte ist Fortuna geblieben. Viele Momente sind unvergessen: Wie Präsident Löring („de Schäng“) mit eigenen Händen ein Starkstromkabel reparierte, um ein Ligaspiel nicht ausfallen zu lassen. Auch seine spektakulären Trainereinkäufe. Mit einem Champagnerglas begrüßte er sie. Mit einem cholerischen Wutanfall warf er sie nach wenigen Monaten wieder raus. Egal wie sie hießen: Schumacher, Hans Krankl oder Bernd Schuster. Doch jene Zeiten sind seit Jahren vorbei. Der letzte bekannte Trainer hieß Uwe Fuchs. Aber auch der ehemalige Topstürmer verlor den Überblick. Auf einer Pressekonferenz verglich er seinen Spielmacher Michael Oelkuch gar mit Zinedine Zidane. Selbst den sachlichen Fuchs hatte bei der Fortuna der Hochmut erreicht. Beinahe wäre es Fortuna Köln dabei noch gelungen, aus dem ganzen Desaster herauszukommen. Ausgerechnet an jenem Ort, an dem der Verein einst weltberühmt geworden ist: in der Umkleidekabine. Die wollten die Vereinsoberen für eine Soap-Opera einer TV-Firma kurz vor den Spielen, wenn die Mannschaftsbesprechungen stattfinden, öffnen. Doch es war bereits zu spät. Die Fortuna war selbst für eine Doku-Soap uninteressant geworden.“

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