Ball und Buchstabe
Auch den deutschen Profiligen droht eine Revolution
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| Freitag, 14. Januar 2005Igor Simutenkow, der neue Bosman? Der Russe Simutenkow klagt gegen die Ausländerregel des spanischen Fußballverbands; Christian Gödecke (SpOn 13.1.) misst die Folgen der möglichen Stattgabe: „Eine Entscheidung des Gerichts pro Simutenkow würde die großen europäischen Ligen zwingen, jede Beschränkung für russische Fußballer aufzuheben. Im Vorfeld der WM 2006 eine desaströse Entwicklung für viele Nationalmannschaften, denn einheimische Talente müssten sich auf einmal neuer – und vor allem billigerer – Konkurrenz erwehren. Nur die Bundesliga könnte sich eigentlich gelassen zurück lehnen – der DFB hatte nach dem „Bosman“-Urteil 1995 als einziger Nationalverband die Grenzen für alle Europäer, also auch für die Russen, geöffnet. Doch auch den deutschen Profiligen droht eine Revolution: Zwischen EU und 78 Staaten Afrikas, der Karibik und des Pazifik (AKP) besteht eine ähnliche Regelung wie mit Russland – mit möglicherweise weit reichenden Folgen.“
Berlusconis Interessenkonflikte wirken fast obszön
Peter Hartmann (NZZ 14.1.) beschreibt die Entwicklung der italienischen Medienpolitik: „Vom 22. Januar an kosten die besten Tribünenplätze in der Serie A kaum mehr als der Pausen-Espresso: Für 3 Euro sitzt der Kunde des Berlusconi-Fernsehens in der ersten Reihe. Der Privatsender La7 bietet Übertragungen sogar zum Spottpreis von 2 Euro an. Diese Lockofferten sind das Ergebnis eines neuen Fernsehgesetzes der Regierung Berlusconi, das dem Medienunternehmer Berlusconi den Zugang zum digitalen TV-Markt öffnet. Diese „Lex Gasparri“, benannt nach dem Informationsminister, wird die italienische Fernsehlandschaft verändern, vor allem aber den Fussball: Der „Cavaliere“, der den Meisterklub Milan und die drei Sender Canale 5, Italia 1 und Rete 4 besitzt, wird über das Instrument des Fernsehens und als Rechtehändler zum Padrone des Calcio. (…) Man gibt den Reichen mit grossem Publikumspotenzial. Deswegen schwelt seit Monaten ein Aufstand gegen den Lega-Präsidenten Adriano Galliani, dessen Wiederwahl schon dreimal gescheitert ist. Galliani führt als Berlusconis Statthalter die Geschäfte der AC Milan und wird von den amoklaufenden Vorsitzenden der kleineren Klubs wegen der klandestinen Mediaset-Verträge als trojanisches Pferd seines Herrn und Meisters wahrgenommen. Berlusconi selber hat zwar als Präsident von Milan demissioniert, aber seine Interessenkonflikte im Dreieck Fernsehen – Politik – Fussball wirken fast obszön.“