Bundesliga
Freizeitparadies Bundesliga
Kommentare deaktiviert für Freizeitparadies Bundesliga
| Montag, 17. Januar 2005Sollen die zwei Bundesligen um je zwei Teilnehmer vergrößert werden? Roland Zorn (FAZ 15.1.) stimmt allen Argumenten Heribert Bruchhagens zu: „Die im Laufe der Jahre kürzer gewordene Winterpause, ist längst ein Relikt aus einer schneeweißen Zeit, als die Kinder auf deutschen Straßen noch Schlitten fahren konnten. Die rasenbeheizten teuren neuen Stadien dagegen, für die das Gros der Vereine – nicht nur Borussia Dortmund – erhebliche Schuldendienste leisten muß, sind wie gebaut für eine noch intensivere, kundenfreundliche Nutzung. Deutschland ist durch die Wiedervereinigung zum mit Abstand größten aller europäischen Fußball-Kernländer geworden, gönnt sich aber die kleinste Spielklasse. Damit erfüllt die Bundesliga zwar die Forderung von Joseph Blatter nach verkleinerten Ligen, doch was heißt das schon angesichts eines über die Jahre längst im Zeichen der Interessenkonflikte allseits aufgeblähten Spielkalenders? Die Klubs bezahlen die Spieler, die Steuerzahler einen Großteil der Kosten für die Arenen: Ist es da unbillig, die Frage nach der angemessenen Auslastung der Profis zu stellen? Wochenlanger Urlaub im Sommer und Winter hat dazu beigetragen, daß Bundesligaspieler am Fußballstandort Deutschland auch ein Freizeitparadies vorfinden. In England, Italien und Spanien wird in Ligen zu jeweils zwanzig Teams mehr gespielt – und das nicht zum Schaden der sportlichen Qualität, die nach den Bewertungsmaßstäben der Uefa höher veranschlagt wird.“
Hintergrund: von 18 auf 20? FAZ
Als erzählte Opa vom Krieg
Gerhard Pfeil & Michael Wulzinger (Spiegel 17.1.) vergleicht die jüngste Trainer-Generation mit ihren Vorgängern: „Der Aufstieg der Modernisierer im deutschen Trainergewerbe hat nichts von einem Umsturz. Es ist vielmehr ein Verjüngungs- und Verdrängungsprozess, der aus der Not entstanden ist. Denn von der rasanten technischen und taktischen Entwicklung in Europa war der Mittelstand der Bundesliga abgehängt worden. Jahrelang hatten sich eher schlichte Einpeitscher wie Werner Lorant, Frank Pagelsdorf, Winfried Schäfer, Friedhelm Funkel oder Klaus Toppmöller an den Außenlinien breit gemacht. Sie hatten ihre fußballerische Sozialisation als Bundesligaspieler in den siebziger oder achtziger Jahren erlebt und galten als Männer der Tat. In Wahrheit allerdings erschöpften sich ihre Strategien zumeist in dumpfer Blut-, Schweiß- und Tränenrhetorik: Ihre Spieler mussten „Gras fressen“, „sich den Arsch aufreißen“ oder „rennen, bis die Lunge platzt“. Das ist genau der Ton, mit dem Udo Lattek, der zwischen 1971 und 1987 mehr als ein Dutzend Titel gewann, zum erfolgreichsten deutschen Coach wurde – und damit zum Vorbild einer ganzen Trainerriege. Latteks Mythos ist zwar längst verblasst, doch seine brachialen Ansichten zur Lage der Liga streut der Haudegen noch heute unters Volk. Wenn Lattek in der DSF-Sendung „Doppelpass“ zu Wort kommt, dann wirkt es, als erzählte Opa vom Krieg. Doch so verstockt Lattek auch in die Kameras schwadroniert: Die Reformer hält er nicht mehr auf.“