Ball und Buchstabe
Ende der Cocktailkrise
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| Dienstag, 18. Januar 2005St. Pauli in diplomatischer Mission – Jörg Marwedel (SZ 18.1.): „Die „Freibeuter der Liga“, wie sich der FC St. Pauli zu seligen Bundesliga-Zeiten gern titulierte, sind wieder aufgebrochen zu einem neuen Abenteuer: Diesmal hat man sein Trainingslager auf Kuba aufgeschlagen – als erste westeuropäische Fußballmannschaft, die der letzten Insel des realen Sozialismus ihren Besuch abstattet. Und schnell wurde klar, dass dieser 14-tägige Trip mehr ist als eine Folkloretour, auf der mitgereiste Fotografen schöne Kubanerinnen in St.-Pauli-Shirts stecken und ablichten. Die drittklassigen Hamburger sind in Kuba zum Politikum aufgestiegen, sogar zu einer Art Mittler zwischen kapitalistischer und sozialistischer Welt. Den Nachrichtensendungen des staatlichen Fernsehens waren die Kicker Topmeldungen wert. Bald war eine Audienz Corny Littmanns bei Sportminister Humberto Rodriguez Gonzales arrangiert und ein Trainingsspiel gegen Kubas Nationalelf. Und dann erlebte die rund 70-köpfige Hamburger Delegation (auch einige Fans begleiten das Team) noch einen historischen Moment: das Ende der sogenannten Cocktailkrise, jenes Boykotts westlicher Botschaften, die der Maximo Lider Castro vor zwei Jahren aus Protest gegen den Irak-Krieg verhängt hatte und soeben aufhob. Bei einer Gartenparty im Diplomatenviertel Havannas tummelten sich die Fußballer auf Einladung des deutschen Botschafters Bernd Wulffen unter internationaler politischer und heimischer sportlicher Prominenz.“