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Interview

Gibt es noch einen deutschen Fußballer, der in drei Ligen Meister war?

Oliver Fritsch | Donnerstag, 20. Januar 2005 Kommentare deaktiviert für Gibt es noch einen deutschen Fußballer, der in drei Ligen Meister war?

Jens Lehmann mit Henning Sußebach (Zeit 20.1.)
Zeit: Können Sie es nachempfinden, dass Ihre Karriere in der öffentlichen Wahrnehmung etwas sehr Vergebliches, fast Albtraumhaftes hat?
JL: Total. Was Sie da sagen: Das sind meine Gedanken. Ich habe vor unserem Treffen überlegt, wieso die negativen Nachrichten, die über mich verbreitet werden, bei weitem die positiven überwiegen. Sie kommen ja auch nur, wenn’s schlecht läuft.
Zeit: Wenn’s was zu bereden gibt.
JL: Weil’s schlecht läuft. Wenn ich die Berichterstattung der letzten 15 Jahre verfolge, dann komme ich mir vor, als hätte ich über weite Strecken meiner Laufbahn versagt. Diese Berichterstattung haben sonst nur Spieler, die einige Male abgestiegen sind – wobei: Über die wird dann nicht mehr berichtet. Grundsätzlich tendieren wir Deutschen dazu, alles schlechter zu sehen, als es tatsächlich ist. Unsere Nachbarn jedenfalls haben einen besseren Eindruck von unserer Stärke als wir selbst.
Zeit: Lars Ricken hat über Sie gesagt: „Normalerweise verblassen im Fußball die negativen Erinnerungen an einen Spieler. Beim Jens scheinen nur die positiven zu verblassen.“ Woran liegt das?
JL: So genau kann ich mir das auch nicht erklären. Ich habe bei vier Topklubs gespielt. Schalke, Milan, Dortmund, Arsenal. Ich habe mit Schalke den Uefa-Pokal gewonnen, mit Dortmund die deutsche Meisterschaft, mit Arsenal die englische, und in meinem halben Jahr beim AC Milan habe ich auch einige Spiele gemacht. Milan ist am Ende Meister geworden. Also sage ich: Ich war beteiligt. Gibt es noch einen deutschen Fußballer, der in drei Ligen Meister war? Mir fällt keiner ein, doch bei mir heißt es, ich sei gescheitert. Dabei bin ich mit meiner Laufbahn sehr zufrieden, wie sie verlaufen ist. (…)
Zeit: Beneiden Sie Oliver Kahn manchmal darum, dass er beim FC Bayern schon lange die Heimat hatte, die Sie bei Arsenal gefunden zu haben glaubten?
JL: In Bezug auf die Nationalmannschaft: sicherlich, weil er da immer eine bessere Unterstützung hatte. Sonst aber nicht. Ich glaube, dass mir mein Leben, wie ich es gewählt habe, sehr viel gebracht hat. Bei Schalke hätte ich damals einen Zehnjahresvertrag unterschreiben können – aber ich finde es besser, an mehreren Orten Erfahrungen zu sammeln. Es ist ja auch meistens gut gegangen.
Zeit: Oliver Kahn hat Sepp Maier. Wen haben Sie?
JL: Im Vergleich dazu niemanden.

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