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Interview

Wir sind nicht vermessen

Oliver Fritsch | Freitag, 21. Januar 2005 Kommentare deaktiviert für Wir sind nicht vermessen

Oliver Bierhoff mit Armin Lehmann (Tsp 21.1.)
Tsp: Wird der Aufbruch im Nationalteam, der neue Stil, nennen wir ihn neue Offenheit, von den Klubs honoriert?
OB: Das Verhältnis ist sehr gut, und es wird immer besser. Reibereien wird es wegen Terminen und Spielerabstellungen aber immer geben.
Tsp: Wie kann die Liga der Nationalmannschaft helfen?
OB: Das hat sie schon, indem sie beim Rahmenterminkalender auf all unsere Wünsche eingegangen ist: Beispielsweise das Vorziehen des Pokalfinales, so dass alle Spieler in der Bundesliga bis kurz vor der WM gleichzeitig belastet sind.
Tsp: Will die Nationalmannschaft mit Klinsmann eine Art Trendsetter sein auch für die Liga? Sie haben viele neue und junge Spieler integriert, haben Trainingsmethoden präzisiert.
OB: Wir hoffen, dass die Vereine unsere Signale dankbar aufnehmen und uns unterstützen. Aber wir sind nicht so vermessen, ein Vorreiter sein zu wollen. Trotzdem kann die Liga von der guten Stimmung bei uns in der Nationalmannschaft profitieren.
Tsp: Es erhöht aber vielleicht auch den Anpassungsdruck auf die Trainer und Manager. Ist das eine Gefahr für die Vielfalt von Methoden?
OB: Das denke ich nicht. Jeder Trainer hat seine eigenen Vorstellungen. Aber ich sehe ja, dass die neuen Ansätze, jüngere Manager zu engagieren, durch die Arbeit von Jürgen Klinsmann mehr Anerkennung erfahren. Das ist gut, ich freue mich über mehr Mut in der Liga, mehr Mut zu Kreativität und zu klaren Zielen.
Tsp: Karl-Heinz Rummenigge hat jüngst gesagt, er finde es gut, dass wieder Medizinbälle und Seile beim FC Bayern im Training zu sehen sind, dass wieder härter trainiert wird. Widerspricht das Ihren Vorstellungen?
OB: Fortschritt bedeutet für mich, die wissenschaftliche Analyse von Trainingsmethoden zu berücksichtigen. Übungen von früher, beispielsweise beim Dehnen, müssen nicht verkehrt sein. Es kommt dann nicht darauf an, ob man dazu Medizinbälle oder Seile nimmt, nur darauf, wie man sie einsetzt. (…)
Tsp: Wäre eine Aufstockung der Liga auf 20 Klubs denn qualitätsfördernd?
OB: Nein, überhaupt nicht. Eine Aufstockung wäre falsch. Vor allem, wenn man sich den Rahmenterminkalender anguckt, der platzt schon jetzt aus allen Nähten.

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