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Er will den Karren weiter steuern, den er in den Sumpf getrieben hat

Oliver Fritsch | Freitag, 4. Februar 2005 Kommentare deaktiviert für Er will den Karren weiter steuern, den er in den Sumpf getrieben hat

Klaus Hoeltzenbein (SZ 4.2.) kommentiert die Strategie des DFB-Präsidenten: „Mayer-Vorfelder versucht, die Affäre allein in die Zuständigkeit seines Neben-Präsiden zu verlagern, der nicht im Amt war, als sie begann. Er selbst verwechselt Ignoranz mit Treuepflicht und betont charakterliche Stärke: Gehöre er doch nicht zu jenen, die davonrennen, wenn die Zeiten ungemütlich werden. Rennen nicht. Vielmehr stiehlt er sich davon – aus der Verantwortung, indem er auf dem Sessel kleben bleibt. Er will den Karren weiter steuern, den er in den Sumpf getrieben hat. Ohne Kurskorrektur. Immer tiefer hinein.“

Der Feind in den eigenen Reihen

Roland Zorn (FAZ 4.2.) fordert mehr Kontrolle und Realitätssinn: „Ein „Licht am Ende des Tunnels“ will Theo Zwanziger in der Aufarbeitung des großen Wettskandals gesehen haben. Wenn überhaupt, kann nur von einem Lichtlein die Rede sein. (…) Was vor allem beunruhigt, ist die vermutete Nähe zwischen einem (oder mehreren) sportlichen Erfüllungsgehilfen und der organisierten Kriminalität. Über das Ausmaß der Verflechtung läßt sich im Moment zwar nur spekulieren, doch ist allein der hier und da begründete Anfangsverdacht beunruhigend genug, die Integritätsfrage neu zu stellen. Vielleicht sollte der DFB seine über Jahre verdienten, unangreifbaren Schiedsrichter doch nicht mit Siebenundvierzig in „Rente“ schicken und seine Nachwuchsreferees charakterlich etwas länger schulen, ehe ihnen die Leitung höherklassiger Begegnungen anvertraut wird. Ein Hoyzer ist Warnung genug. Früherkennung tut not: gegenüber manipulativen Zockern, aber auch gegenüber dem Feind in den eigenen Reihen.“

Man sollte seine Motivation, Spieler oder Schiedsrichter zu nennen, hinterfragen

Aus einem Tsp-Gespräch (4.2.) über Robert Hoyzer mit den Schiedsrichtern Olaf Blumenstein, Manuel Gräfe und Lutz Michael Fröhlich, die den Fall Hoyzer ans Licht gebracht haben
MG: Ich hatte bis vor drei Jahren einen freundschaftlichen Kontakt zu ihm. Aber wegen seines Charakters habe ich das beendet. Es war vor allem die Unzuverlässigkeit und die Überheblichkeit, wobei sich die Überheblichkeit mir gegenüber in Grenzen hielt, weil wir befreundet waren, ich älter bin und ich als Schiedsrichter höher amtiert habe als er.
OB: Er ist oft zu spät gekommen. Ihm hat einfach das Verantwortungsbewusstsein gefehlt.
MG: Er hat sich über die Schiedsrichterei definiert, über seinen Erfolg, über sein Aussehen. Das war ja auch zum Teil berechtigt. Er ist sehr groß und hat ein selbstbewusstes Auftreten.
LMF: Nur die innere Wertentwicklung, die hat eben gefehlt. Er wirkte eine Spur gewissenlos. Auf dem Platz war es vielleicht sogar förderlich, dass er mit einer Skrupellosigkeit aufgetreten ist. Das hat ihm auf dem Platz Respekt verschafft. Für sein Alter hatte er eine ungewöhnlich hohe Souveränität.
MG: Gegen seine Entscheidungen haben die Spieler recht wenig protestiert.
LMF: Ich habe bei Robert schon immer das Talent gesehen. Aber es gab im Umgang etwas, das mich mit Skepsis erfüllte. An kriminelle Energie habe ich nie gedacht. Man muss mit vorschnellen Urteilen immer vorsichtig sein. Auch damals, als die ersten Gerüchte aufkamen, waren wir sehr zurückhaltend.
MG: Jemand, der Spiele manipuliert hat, der betrogen hat, der die Öffentlichkeit belogen hat und dann erst nach Tagen unter Druck gesteht, der soll nun zur absoluten Wahrheitsfindung beitragen? Man sollte seine Motivation, gewisse Spieler oder Schiedsrichter zu nennen, kritischer hinterfragen.

Jeder verdient im Leben eine zweite Chance – aber nicht als Schiedsrichter

Theo Zwanziger im Interview mit Michael Horeni (FAZ 4.2.)
FAZ: Mit Krisenmanagement kann man kaum etwas gewinnen. Warum ist es aber so leicht, dabei Fehler zu machen?
TZ: Der aktuelle Fall ist ein Paradebeispiel: Aufgrund unserer Popularität sind wir den Spekulationen ausgeliefert. Die Medien treten selbst als Ermittler auf. Es sind deswegen sehr viele Informationen im Umlauf, und weil wir gründlicher arbeiten müssen, gerät man leicht in die Situation, in der es heißt: Die tun nichts, die verheimlichen etwas. Das bedeutet, man kommt in eine defensive Lage. In einer defensiven Situation kann Hektik und Aktionismus ausbrechen. Dabei kann man Fehler machen. Ich bin jedoch froh, daß sich seit den ersten konkreten Zeugenaussagen am 19. Januar unsere offensive und transparente Strategie durchgesetzt hat.
FAZ: Kommen wir zu den Fehlern. Der Hauptvorwurf lautet: Hoyzer wurde vom DFB mit den durch Oddset bekanntgemachten Manipulationsvorwürfen nicht konfrontiert, nicht einmal informell. Warum hat die interne Kommunikation versagt?
TZ: Es war richtig, daß der Vorgang im Kontrollausschuß und der juristischen Abteilung des DFB behandelt worden ist.
FAZ: Aber wenn man dort formal nicht weiterkommt . . .
TZ: …das ist der entscheidende Punkt. Wir wollen uns über den Ablauf dieses Vorgangs noch einmal sehr genau Gedanken machen – auch darüber, was diejenigen unternommen haben, die eigentlich in diesem Fall mit uns hätten zusammenarbeiten müssen.
FAZ: Machen Sie jetzt Oddset Vorwürfe?
TZ: Wir müssen schon einmal schauen, ob es zutrifft, daß dort mit der notwendigen Energie daran gearbeitet wurde, den Fall wirklich aufzuklären. (…)
FAZ: Machen Sie in der Bewertung einen Unterschied zwischen Schiedsrichtern und Spielern?
TZ: Das muß man tun. Der Anspruch an einen Schiedsrichter ist ungleich höher. Ein Spieler verschafft sich Vorteile, begeht auch grobe Fouls – das gehört dazu. Aber mit dem Ansehen des Schiedsrichters lebt und stirbt das Spiel. Seine Entscheidungen sind wie die des Papstes unfehlbar. Ich halte es für ausgeschlossen, daß ein solcher Schiedsrichter noch einmal zurückkehrt auf den Fußballplatz.
FAZ: Auch wenn er erst 25 ist wie Hoyzer?
TZ: Jeder verdient im Leben eine zweite Chance – aber nicht als Schiedsrichter.

Bei uns hat Toppmöller Kopfschütteln geerntet

Wolfgang Holzhäuser im Interview mit Philipp Selldorf (SZ 4.2.)
SZ: Ihr ehemaliger Trainer Klaus Toppmöller hat den Verdacht geäußert, Bayer Leverkusen sei 2002 die Meisterschaft geklaut worden. Werden Sie den Titel nachträglich einklagen?
WH: Sicherlich nicht. Wir werden ja nie beweisen können, dass irgendwelche Entscheidungen dazu geführt haben, dass wir nur Zweiter wurden.
SZ: Toppmöller ist offenbar anderer Meinung – er ist offensiv geworden.
WH: Ich weiß nicht, warum er das macht. Aber bei allem Verständnis für Klaus Toppmöller: Ich finde, er wäre gut beraten, nicht aufgrund von Sekundärinformationen irgendwelche Dinge in die Welt zu setzen. Man sollte schon überlegen, was man tut, wenn man sich öffentlich zu dieser Sache äußert. Bei uns hat er damit Kopfschütteln geerntet. (…)
SZ: Was halten Sie vom Krisenmanagement des DFB? Etwa, dass die von Oddset im August vorgebrachten Warnungen den Verband nicht zu weiteren, eigenen Ermittlungen veranlasst haben?
WH: Das ist einiges nicht so gelaufen, wie man das erwartet. Das wird die DFL noch diskutieren. Die DFL war auch nicht zufrieden mit dem Niederlegen der Ermittlungen, als im Dezember der Verdacht gegen das Spiel Aue/Oberhausen aufgekommen ist. Es kann ja nicht sein, dass Dinge, die offenkundig immer wieder passieren können, einfach so abgelegt werden, nach dem Motto: Augen zu und durch. Das ist keine Mentalität, die die DFL akzeptiert.

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