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Internationaler Fußball

Sanierer der Zustände, die er zu verantworten hat

Oliver Fritsch | Dienstag, 15. Februar 2005 Kommentare deaktiviert für Sanierer der Zustände, die er zu verantworten hat

Italien ist uns in vielem voraus – Peter Hartmann (NZZ 15.2.) stellt Franco Carraro vor, prominenter Kandidat für den Ligavorsitz: „Carraro ist schon alles gewesen: Minister für Tourismus, Sport und Spektakel, Bürgermeister von Rom, Präsident der AC Milan, der Fussball-Liga, des nationalen olympischen Komitees, und in seiner Jugend war er der beste Wasserskifahrer Europas. Er sitzt breit auf allen Stühlen, so auch im IOK und weiterhin auch an der Spitze der Federcalcio, des Fussballverbandes, obschon er schon nach der Schmach gegen Südkorea an der WM 2002 und nach dem EM-Debakel 2004 seinen Rücktritt versprochen hat, um die Wogen zu glätten. Jetzt ist der 66-Jährige mit einem geradezu bulgarischen Votum von 94,6 Prozent als Verbandschef wiedergewählt worden, mit einem Trick: Er gelobte, das Amt nach zwei Jahren an seinen Vize Giancarlo Abete abzutreten – dann könnte er, wenn sein Wahlversprechen aufgeht, die EM 2012 nach Italien zu holen, viele neue Stadien mit Staatsgeldern bauen. Wie er das schon als Organisator der WM 1990 getan hat. Und vor allem hätte er wieder ein Amt mit einem Horizont bis 2012. Die Arenen von 1990 sind heute schon schrottreif, unmodern, ohne Komfort. Dieser „beste Verteidiger des italienischen Fussballs“, wie La Repubblica spottete, dieser Sesselverteidiger, verkörpert wie kein anderer die Skandale, das Chaos, die Misswirtschaft des Calcio und auch den Niedergang der Nationalmannschaft. Ausgerechnet der Verwalter des Niedergangs bietet sich als Sanierer der Zustände an, die er zu verantworten hat.“

Interesse am europäischen Lieblingssport hat der Amerikaner noch nicht entwickelt

Daniel Meuren (FTD 15.2.) schildert die Stimmung in Manchester nach dem Derby und dem erneuten Angriff Malcolm Glazers auf United: „Die Spieler von Sir Alex Ferguson nutzten die große Chance, mit einem 2:0-Sieg Opium für das Fanvolk zu verabreichen. (…) Die Fans von Manchester City, die United wegen der Ansiedlung des Stadions Old Trafford im Vorort Salford nicht zu Manchester zählen mögen, hoffen unterdessen inständig, dass Glazer den verhassten Rivalen kauft und mit seinem rein am wirtschaftlichen Gewinn orientierten Verhalten sportlich in den Abgrund führt. Folgerichtig füllten sie das City of Manchester Stadium in der für sie so bitteren Schlussviertelstunde mit minutenlangen USA-Rufen. Uniteds Fans konnten diese Schmährufe dank der Rooney-Tore ertragen, fürchten aber, die Prognose des gegnerischen Lagers könnte ziemlich genau zutreffen. Der US-Milliardär will nämlich offensichtlich nach der angestrebten feindlichen Übernahme den Umsatz durch noch ausgiebigeren Verkauf von Fanartikeln in Asien und den USA steigern. Dabei will Glazer von seinen Erfahrungen als Besitzer eines Footballteams aus der amerikanischen Profiliga NFL profitieren. Interesse am europäischen Lieblingssport hat der Amerikaner indes noch gar nicht entwickelt. Spiele seines Klubs besucht der Mann nie.“

Synonym für Fussball mit einer gewissen Vision

Aufschwung bei De Graafschap, nun mit Leo Beenhakker – Bertram Job (NZZ 15.2.): „Als Lift-Mannschaft zwischen Eredivisie und erster Liga sind die Superboeren (Superbauern) aus Doetinchem ein typisches Grenzwert-Phänomen – zu schwach, um jemals weiter oben mitzuspielen, und doch zu stark, um nach einem weiteren Abstieg nicht bald wieder an der Oberfläche des holländischen Fussballs aufzutauchen. Zurzeit jedoch strafen die notorischen Aussenseiter ihr romantisches Image Lügen. Seit November hält in Doetinchem nämlich „Graf Leo“. Mit dem ehemaligen Star-Coach ist nicht nur der unverkennbare Geruch brasilianischer Zigarillos in der gesunden Landluft um das Klubgelände eingezogen, sondern auch eine Spur von grosser Fussballwelt. Zwischen Ajax und Real, Grasshoppers und Guadalajara hat der heute 64-jährige Rotterdamer stets in den besten oder ambitioniertesten „Häusern“ grosse holländische Fussballschule gelehrt. Das klappte teils brillant, teils bescheiden, wie etwa in Zürich (1992-93). Doch in jedem Fall wurde die Marke Beenhakker weiter als Synonym für Fussball mit einer gewissen Vision gehandelt. Nun also soll der weltläufige Routinier den Provinzlern, in deren blau-weiss gestreiftem Jersey auch einmal Guus Hiddink steckte, mit seinen vielen Kontakten aus der Klemme helfen. Seit sie sich zur eigenen Überraschung in der Aufstiegsrunde für die Ehrendivision durchgesetzt haben, sind die Superbauern zwangsläufig um bessere Spielqualität bemüht.“

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