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Von einer unabhängigen Prüfung kann keine Rede sein

Oliver Fritsch | Montag, 21. Februar 2005 Kommentare deaktiviert für Von einer unabhängigen Prüfung kann keine Rede sein

Jan Christian Müller (FR 21.2.) erklärt das Dilemma der Deutschen Fußball-Liga: „Bei den in diesen Tagen wieder auffällig wortkargen Lizenzprüfern der DFL ist man es gewohnt, dass die nervösen Herren der Borussia Jahr für Jahr erst am Stichtag kurz vor 12 Uhr in der DFL-Zentrale aufkreuzen, um ihre Aktenordner mit den Lizenzierungsunterlagen knapp vor ultimo einzureichen. Doch weil die DFL nicht nur gestrenger Lizenzgeber für jeden der 36 Lizenznehmer aus erster und zweiter Liga ist, sondern auch Vermarkter der großen Sause Bundesligafußball und bezahlter Dienstleister für jeden Klub, kann von einer unabhängigen Prüfung der Unterlagen keine Rede sein. Erst recht nicht bei einem Lizenznehmer, der, wie die Borussia, an der Börse notiert ist und bei Lizenzverweigerung erhebliche Schadenersatzforderungen stellen könnte. (…) Die DFL ist am Zug, das Lizenzierungsverfahren transparenter zu gestalten.“

Wolfgang Hettfleisch (FR 21.2.) fügt hinzu: „Die Verantwortlichen für das Lizenzierungsverfahren der DFL sind nicht zu beneiden. Lassen sie die Borussia durchfallen, geht der Liga einer ihrer wichtigsten Markenartikel verloren. Lassen sie den BVB zum Spielbetrieb 2005/2006 zu, werden sie sich die Frage gefallen lassen müssen, ob ihre Prüfungskriterien das Papier wert sind, auf dem sie stehen. Die DFL hatte stets betont, die Liquidität eines Klubs sei die entscheidende Größe bei der Zulassung zum Wettbewerb. Nun zeigt die Zuspitzung der Dortmunder Krise, dass die vorab nachgewiesenen flüssigen Mittel keineswegs ausgereicht hätten, den Traditionsklub tatsächlich durch die laufende Spielzeit zu bringen. Nur dank eines Schuldenmoratoriums der Gläubiger und der Übereinkunft, das Zinsniveau einzufrieren, kann der Bundesliga-Betrieb fortgeführt werden. Hinsichtlich der Lizenzvergabe an den BVB für diese Saison lässt das nur folgende Schlüsse zu: Entweder waren die von Borussia Dortmund vorigen März eingereichten Unterlagen irreführend, oder die DFL hat bei der Beurteilung derselben versagt. Damit würde sich die Liga-Organisation zumindest fachlich angreifbar machen, im schlimmsten Fall aber dem Vorwurf aussetzen, beim Branchenriesen Dortmund wider besseres Wissen beide Augen zugedrückt zu haben.“

Selbst europäische Eliteklubs schauen mit Neid nach Manchester

„Warum ist Malcolm Glazer hinter Manchester United her?“, fragt Clemens Martin (NZZaS 20.2.): „Nicht nur die aktuelle Analyse der wirtschaftlichen Verhältnisse macht den Klub für Glazer interessant, sondern auch die für einen Fussballklub ausserordentlich solide Vergangenheit. Seit 1990 hat die United keinen Verlust mehr geschrieben, sie ist schuldenfrei, der Betriebserfolg (ohne Kosten für Spielertransfers) stieg letzte Saison dank dem starken Merchandising um sechs Prozent auf 58,2 Millionen Pfund. Kein Wunder, dass selbst europäische Eliteklubs wie Real Madrid, AC Milan oder Bayern München mit Neid nach Manchester schauen.“

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