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Interview

Wenn ich meine Karriere beende, werde ich frustriert sein

Oliver Fritsch | Montag, 21. Februar 2005 Kommentare deaktiviert für Wenn ich meine Karriere beende, werde ich frustriert sein

Arsène Wenger mit Dean Jones (WamS 20.2.)
WamS: Arsenal London hat noch nie die Champions League gewonnen. Was gibt Ihnen die Hoffnung, daß sich das in diesem Jahr ändert?
AW: Meine Spieler sind enorm fokussiert auf diesen Titel. Sie wissen, das ist der einzige Klubtitel von Bedeutung, der ihnen noch fehlt. Und das Herz meiner Mannschaft hat jetzt genug internationale Erfahrung.
WamS: Und wenn Sie den Titel nicht gewinnen?
AW: Das wäre schade für den Klub. Für mich persönlich würde sich nichts ändern. Ich habe genug Erfahrung, um zu wissen: Wenn ich meine Karriere beende, werde ich frustriert sein – egal, was ich erreicht habe. (…)
WamS: Trotz Arsenals historischem Meisterjahr mit 49 Spielen in Folge ohne Niederlage sind Jens Lehmann Fehler unterlaufen, die in seiner Zeit in Deutschland seltener zu sehen waren. Hat er das englische Strafraumspiel womöglich unterschätzt?
AW: Torwart zu sein, ist in dieser Zeit ein nahezu unmöglicher Job. Schauen Sie sich um: Wird in irgendeinem Spiel ein Fehler begangen, heißt es immer: Oh, das war der Torwart. Dabei merkt keiner, wie viele Privilegien ihnen genommen wurden. Zuerst wurde Torhütern verboten, den Ball zu lange im Strafraum zu halten, dann kam die Rückpaßregel, die sie zwingt, den Ball per Fuß zu spielen. Es kann nicht sein, daß sie für alles verantwortlich gemacht werden.
WamS: Dennoch haben Sie Lehmann im Dezember auf die Bank gesetzt. Noch immer wird in Deutschland gerätselt: Warum?
AW: Ich hatte gefühlt, daß er nicht mehr ganz so frisch war. Seine Konzentration hatte etwas nachgelassen. Einen anderen Grund gab es nicht.
WamS: Vor zwei Wochen haben Sie ihn dann wieder aufgestellt.
AW: Mir hat gefallen, daß er nach meiner Entscheidung härter trainiert hat als zuvor. Ich habe das ganz genau beobachtet: Anstatt aus Frust weniger zu tun, hat er zugelegt. Ich habe ihn nicht dazu gedrängt, er wollte das so für sich. Das hat mir imponiert. Er ist eben ein Typ, der unter Druck genau richtig reagiert. Hätte er nicht so reagiert, würde er jetzt sicher nicht im Tor stehen.

Die Deutschen machen sich selbst schlechter, als sie sind

Giovane Elber mit Richard Leipold (FAS 20.2.)
FAS: Sie sind es gewohnt, bei Spitzenmannschaften zu spielen. Was verschlägt Sie nach Mönchengladbach?
GE: Die Gladbacher wollen nach oben, das zeigt schon das neue Stadion. Und dann die Anhänger. Stefan Effenberg hat mir schon zu gemeinsamen Bayern-Zeiten gesagt, Gladbach habe die besten Fans der Liga. Sieben neue Spieler zu holen in der Winterpause, das gibt es auch nicht oft. Ich bin nicht hierhergekommen, um gegen den Abstieg zu kämpfen. Trainer Advocaat hat mir gesagt, er will mit dieser Mannschaft ganz oben mitspielen. (…)
FAS: Wenn Sie nach der Saison sogar auf Ihren Heimaturlaub verzichten, scheint Deutschland Ihnen gefehlt zu haben.
GE: Die Deutschen sehen oft nicht, daß sie es zu Hause viel besser haben als andere Menschen in anderen Ländern. Wenn man weg ist aus Deutschland, merkt man, was man alles vermißt.
FAS: Was zum Beispiel?
GE: Daß alles organisiert ist, nicht nur im Fußball. Die Straßen sind sauber, die Busse fahren pünktlich, der Verkehr fließt. Man hat hier alles, was man braucht, um richtig gut zu leben.
FAS: Wie empfinden Sie als Südländer die deutsche Mentalität?
GE: Ich habe sehr viel gelernt von dieser Mentalität. Meine Familie hat in Deutschland super gelebt. Hier gab es überhaupt kein Problem, mit niemandem. Selbst das Wetter stört mich nicht mehr, das war in Lyon auch nicht besser, viel Nebel und im Sommer Smog. Es hängt immer vom einzelnen ab. Man sollte nicht generell sagen: Die Deutschen sind so. Auch in Brasilien gibt es Leute, die über das Wetter klagen, das mag ich überhaupt nicht. Die Deutschen haben nur ein Problem: Sie machen sich selbst schlechter, als sie sind. Sie denken, woanders, im Ausland, ist es immer besser.

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