Champions League
Premiumprodukt ohnegleichen
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| Freitag, 25. Februar 2005Andreas Burkert (SZ 25.2.) urteilt freudig: „Die Champions League kommt in dieser Serie als internationales Premiumprodukt ohnegleichen daher, könnte man sich doch mindestens fünf der acht Achtelfinals auch als aufregende Endspielbesetzung vorstellen. Vorbei sind gottlob die Zeiten, in denen uns die kontinentale Sterneklasse quälte mit ihrem schier endlosen Präludium aus Vor- und Zwischenrunde.“
Nur die Bayern befinden sich mit Arsenal, Real oder Juventus auf Augenhöhe
0:3 gegen Lyon, eine klare und erklärbare Niederlage für Bremen – Jörg Marwedel (SZ 25.2.): „Mit Eiseskälte hatte das blau-rote Kollektiv einen disziplinierten Verschiebefußball in Perfektion vorgeführt und ein paar Fehler des stürmenden Gegners ausgenutzt wie ein Löwe den falschen Fluchtweg seiner Beute. Und zurück gelassen hatte es Gastgeber mit ernüchternden Erkenntnissen. Etwa der Einsicht, nach prächtigen Auftritten in den Gruppenspielen im Kreis der Topteams an Grenzen gestoßen zu sein. Oder der Erfahrung, dem FC Bayern zumindest in Europa die deutsche Hauptrolle vorerst nicht streitig machen zu können. Nur die Bayern befinden sich mit Arsenal, Real oder Juventus auf Augenhöhe.“
Werder zerbrach an der bissigen Klasse Lyons
Frank Heike (FAZ 25.2.) fügt hinzu: „Das Schönste an dieser traurigen Nacht muß der Applaus der Fans beim Gang in die Kabine gewesen sein. Werder Bremen hatte die dreiundneunzigminütige Lehrstunde gerade hinter sich gebracht, als Beifall aufbrandete. Die niedergeschlagenen Bremer Profis schauten verwundert auf, sahen die Anhänger und winkten ihnen dankbar zu: Auf dem Platz hatte es nämlich gar keinen Trost gegeben für Werder gegen eine derart unangenehme Spitzenmannschaft wie Lyon – hart, ballsicher, clever, so stellte sich der französische Meister vor. (…) Werder zerbrach an der bissigen Klasse Lyons. Einen Vorwurf wollte dem deutschen Meister niemand machen. An diesem Abend gewann die bessere Mannschaft.“
Meisterwerk moderner Fußballkunst
Manchester hat schon einmal eine Heimniederlage in Italien wettgemacht; kann das erneut gelingen? Christian Eichler (FAZ 25.2.) zweifelt sehr: „Selbst wenn die Geschichte für Manchester sprechen mag, die Gegenwart spricht für Milan. Cool, kultiviert und doch beherzt, demonstrierte der Meister der Serie A ein Meisterwerk moderner Fußballkunst, gegen das die Engländer mit ihren Tugenden, Wucht und Entschlossenheit, nicht viel ausrichten können. Am deutlichsten erlebte das Wayne Rooney, das 19jährige Wunderkind, das am 36jährigen Fußball-“Opa“ Paolo Maldini nie entscheidend vorbeikam. Als Rooney auf die Welt kam, stand Maldini schon in der ersten Mannschaft von Milan. Diesen Vorsprung hat der Italiener gehalten. 1:0 – das italienischste aller Resultate scheint übliche Vorurteile zu bestätigen. Doch gewann Milan nicht mit der altitalienischen Mischung aus Destruktion und dem einen, eiskalten Treffer, sondern mit einer schöpferischen Spielanlage.“
Intellektuell anmutende Interpretation
Felix Reidhaar (NZZ 25.2.) rezensiert das Mailänder Spiel: „Das „Filetstück“ war im Mittelfeld einer Mailänder Mannschaft eingebettet, die wieder auf das sogenannte Christbaum-System setzte, das Signor Presidente Berlusconi so sehr missfällt. Aber Carlo Ancelotti tat richtig daran. Manchester United war im Aufbau nominell zwar gleich stark repräsentiert, aber das Geschehen bestimmte der Diavolo bis tief in die zweite Halbzeit hinein dank seiner vorzüglichen Ball-Zirkulation und Mobilität, die auf einer nahezu perfekten Organisation (Raumaufteilung) basierte. Zuweilen war es ein Augenschmaus, der intellektuell anmutenden Interpretation dieses Vorgehens folgen zu dürfen. Entsprechend klang Ancelottis Kurzkommentar nach Spielschluss: Tutto sotto controllo. Etwas hochnäsig vielleicht, aber seiner Squadra war wirklich gelungen, was er als Ziel vorgegeben hatte, nämlich den Rhythmus (mit) zu bestimmen, Tempo zu machen und den Ball zu halten oder zu monopolisieren.“
Was hoch fliegt, fällt tief
Ronald Reng (FTD 25.2.) kritisiert José Mourinho für dessen Weigerung, an der Pressekonferenz teilzunehmen: „Details sind alles für Mourinho. Jeder Kleinigkeit seines Berufs widmet er sich mit Besessenheit, denn es könnte die entscheidende für den Sieg sein. So sind seine Mannschaften taktisch synchronisiert wie ein Maschine, das war beim FC Porto so, das ist bei Chelsea nicht anders. In Barcelona allerdings wurde deutlich, dass der Trainer Gefahr läuft, sich mit seiner größten Stärke, dem scharfen Auge fürs Detail, selbst zu zerstören. Denn es sind die unwichtigen Kleinigkeiten, in denen sich Mourinho zu verzetteln beginnt, kindische Psychospielchen mit dem Gegner, die nichts bringen außer ihn mit 42 Jahren als pubertären Flegel zu präsentieren. (…) Ein echter Sieger war jedoch Frank Rijkaard. Wie höflich Barças Trainer angesichts Mourinhos schweigend ausgesprochener Vorwürfe blieb, zeigte einen großen Menschen. Ein großer Trainer, José Mourinho, mag damit davonkommen, manche Regeln – wie die Fairness nach dem Spiel – für sich auszusetzen. Physikalische Gesetze gelten jedoch auch für ihn: Was hoch fliegt, fällt tief. Es mag Jahre dauern, bis Mourinho aufschlägt. Die Fahrt nach unten allerdings hat der Portugiese an diesem Mittwochabend bereits aufgenommen.“
Kampfhahn
Paul Ingendaay (FAZ 25.2.) ergänzt: „Der Portugiese, einst Assistent des früheren Barca-Trainers Van Gaal, birst vor Selbstbewußtsein, seit er sich durch den europäischen Triumph mit dem FC Porto und seine schnellen Erfolge beim Millionenklub FC Chelsea in einen Startrainer verwandelt hat. Der Ruhm ist verdient, und er ist hart erarbeitet. Doch er hat Mourinho zum reizbaren, aggressiven Mann gemacht, der die Auseinandersetzung zur Fütterung des Ego benötigt. Galt er früher als stilles Wasser, fürchtet man in ihm jetzt den Kampfhahn, der nie lockerläßt. (…) Zwei Spielkulturen prallten in dieser Partie aufeinander. Barcelona braucht viel den Ball, um zu glänzen, aber manchmal schieben die Katalanen die Kugel so virtuos hin und her, daß sie sich gegen eine entschlossene Defensivkraft verzetteln.“