Bundesliga
Kein Aufbäumen zu sehen, nirgendwo
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| Montag, 28. Februar 2005Josef Kelnberger (SZ 28.2.) vermisst etwas: „Wann beginnt endlich der Abstiegskampf? Oder sollte er ausfallen, vielleicht sogar ein Opfer des Fortschritts? Im Trend zum Systemfußball, respektive Spaßfußball, verlieren die Blut- und Boden-Parolen an Gewicht. Gefragt ist immer mehr der denkende Kicker, der sich eigenverantwortlich ins große Ganze einbringt. Dem kann man nicht kommen mit der Diktion der Scharfmacher wie einst Lattek: in den Hintern treten, kratzen-beißen-spucken, Gras fressen, jeden Quadratzentimeter umpflügen – mit unappetitlichen Dingen also, die dem Spieler die Sinne vernebeln. So könnte man vermuten, die Abkehr vom archaischen Heldenfußball habe auch den Mythos Abstiegskampf verblassen lassen. Kein Aufbäumen zu sehen, nirgendwo.“
Ball-Heil-Hurra, Borussia!
Ulrich Hesse-Lichtenberger (taz 28.2.) beschreibt die Dortmunder Fan-Aktion vom Samstag: „Das Problem ergab sich aus dem Lied: Es ist 95 Jahre alt, enthält Ausdrücke wie „Fußballflöte“ (gemeint ist die Pfeife des Schiedsrichters) sowie den Refrain „Ball-Heil-Hurra, Borussia!“ Bis die noch junge Fanabteilung den Klub bat, es vor den Heimpartien zu spielen, wurde es eigentlich nur auf Jahreshauptversammlungen vorgetragen. Kurz gesagt: „Heja BVB“ oder selbst „You‘ll never walk alone“ hätten das Stadion zum Beben gebracht, aber „Wir halten fest und treu zusammen“ wurde eine Dortmunder Karaoke-Veranstaltung der unangenehm mühsamen Art. Die Spieler des BVB brauchten eine mit schauderhaftem Fußball gefüllte Viertelstunde, um sich von diesem akustischen Nackenschlag zu erholen.“
Gehetzt von den Freiburgern, japsten die Münchner, dass ihnen Hören und Sehen verging
Heinz-Wilhelm Bertram (BLZ 28.2.) erzählt den Bayern-Sieg: „Es lief die 36. Minute, als sich Oliver Kahn einem vom Fangnetz zurückgeflogenen Ball im Schritttempo eines 95-jährigen Asthmatikers näherte. Die Freiburger Fans hinter dem Tor brüllten vor Wut über diese taktische Auszeit. Als der Ball nach scheinbar endlos langer Zeit wieder gespielt wurde und zufällig von irgendwo her ein Martinshorn erklang, wird Kahn sich gedacht haben: Endlich naht Hilfe. Es hätten gar nicht genug Rettungswagen vorfahren können, um des kollektiven Atemnotstands der Bayern Herr zu werden. Gehetzt von den Freiburgern, japsten die Münchner, dass ihnen Hören und Sehen verging. Aber die Sanitäter ließen die Leidenden mit ihren pfeifenden Lungen links liegen – so wurde der Weg frei für einen Mann vom Rettungswesen, den keiner auf der Rechnung gehabt hatte. Sebastian Deisler.“
Richard Leipold (FAZ 28.2.) erfreut sich am 3:1 der Bielefelder gegen Nürnberg: “Beide Mannschaften führten vor, wie kultiviert zwei Aufsteiger auch im vorgerückten Stadium einer Saison Fußball spielen können, nur die Bielefelder wurden dafür belohnt.“
Trainerstimmen zum 23. Spieltag, sueddeutsche.de