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In der Gosse des gängigen Verhaltens
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| Freitag, 4. März 2005Sehr lesenswert! Heinz Stalder (NZZ 4.3.) schildert José Mourinhos Assimilation in England: „Dieser Mann war ganz anders als seine aus gröberem Holz geschnitzten Kollegen und Widersacher. Er trank nicht, flegelte nicht herum, war zwar immer bloss halbwegs rasiert und trug einen Mantel, in dem sich andere Seitenlinien-Vedetten weigern würden, fotografiert zu werden. Er sah so gut aus, dass schon damals, als er noch Turnlehrer war, kein Mädchen mehr mit Ausreden dem Unterricht fernblieb. Doch irgendwie scheint England ein Pflaster zu sein, auf dem selbst ein humanistisch gebildeter Fussball-Purist leicht vom sicheren Weg abkommen und in der Gosse des gängigen Verhaltens landen kann. Jose Mario dos Santos Mourinho Felix schaut mittlerweile grimmiger in die Welt als Alex Ferguson, wenn der geadelte Schotte vor Wut seinen Kaugummi verschluckt oder Arsène Wenger Gift und Galle spuckt. (…) In Cardiff, wo der portugiesische Zauberlehrling nach dem Sieg im Liga-Cup seinem russischen Chef den ersten Pokal präsentierte, verhöhnte er in perfekter Wayne-Rooney-Manier die Liverpool-Fans und musste von Offiziellen vom Feld verwiesen werden. Macht ihm alles keinen Eindruck. Er steckt die Hände in die Taschen seines abgetragenen Mantels, lächelt wie Mona Lisa und zitiert Oscar Wilde: „We are all in the gutter, but some are looking to the stars.““