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Ball und Buchstabe

Vorverurteilt

Oliver Fritsch | Freitag, 4. März 2005 Kommentare deaktiviert für Vorverurteilt

Michael Jahn (BLZ 4.3.) kritisiert die Entscheidung des DFB, die Spielleitung Dominik Marks’ (Hertha BSC Berlin (A) gegen Arminia Bielefeld (A)) wegen Manipulationsverdacht zu annullieren: „Natürlich kann man den DFB einerseits verstehen, wenn er auf Drängen der Öffentlichkeit die Affäre schnell und vollständig abhandeln will, aber es darf schon als zweifelhaft gelten, dass nun mit Marks, der seine Unschuld weiter beteuert, ein zweiter Schiedsrichter vorverurteilt wurde. Möglich, dass er in den Fall verstrickt ist – dieser Fall aber ist von den Justizbehörden noch gar nicht verhandelt worden. Marks, schon lange von Hoyzer beschuldigt und deshalb vom DFB bereits am 15. Februar mit einer Vorsperre belegt, ist noch nicht einmal von der Staatsanwaltschaft verhört worden. Zwischen DFB-Gerichtsbarkeit und der ermittelnden Justiz klafft eine große Lücke.“

Disziplin war ihm der Boden der Phantasie

Christian Eichler (FAZ 4.3.) verfasst einen Nachruf auf Rinus Michels: „Er strahlte calvinistische Strenge aus. Man nannte ihn „General“, was mehr von Respekt als von Sympathie zeugte. Doch die Spieler beschieden ihm Witz und Warmherzigkeit. Mit Rinus Michels erlebte der niederländische Fußball seine großen Erfolge: den Aufstieg von Ajax Amsterdam zum besten Klubteam der Welt, das WM-Finale 1974, den EM-Sieg 1988. Als einziger Trainer gewann er den wichtigsten europäischen Titel für Vereins- wie für Nationalteams. Mehr noch: Gerade durch ihn, der so freudlos wirkte, entdeckte Europas Fußball die Freude wieder. Das war Anfang der Siebziger, als der „totale Fußball“ der Amsterdamer Michels und Cruyff mit Ajax und Oranje das Spiel aus der Zange des italienischen Catenaccio löste. Die Disziplin war ihm der Boden der Phantasie. Am Donnerstag ist dieser Befreiungsheld des Fußballs im Alter von 77 Jahren in der belgischen Stadt Aalst an den Folgen einer Herzoperation gestorben. (…) Rentner Michels war stolz auf eine historische Leistung: daß jene glorreiche Ära keine Eintagsfliege einer begnadeten Elf blieb (wie Ungarn 1954), sondern daß es den Holländern gelang, eine Fußballmacht zu werden.“

Disziplin und Kreativität in Einklang

Mathias Klappenbach (Tsp 4.3.) ergänzt: „Er war einer der größten Trainer des internationalen Fußballs. Weil jeder bei ihm machen durfte, was er wollte. Zumindest, wenn er dabei auf ihn hörte. Michels galt als ein Coach, der Disziplin und Kreativität wunderschön in Einklang bringen konnte.“

Verteidiger stürmen und Angreifer verteidigen

Ulrich Hartmann (SZ 4.3.) stimmt ein: „Es heißt, Michels habe den Fußball erfunden. Jedenfalls den niederländischen und vor allem den der Moderne. Er selbst hat ihn aus Überzeugung „Totalfußball“ genannt. Ein Fußball, in dem alle alles können sollen: Verteidiger stürmen und Angreifer verteidigen. Ein Fußball der totalen Ansprüche. Michels hat diese Ansprüche an seine Spieler bei Ajax Amsterdam und in der niederländischen Nationalmannschaft gestellt, und sie damit über Grenzen geführt.“

Von Peter Riesbeck (BLZ 4.3.) erfahren wir: „Seine Spieler sprach er stets nur mit ihrer Rückennummer an.“

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