Champions League
Naiver Meister von gestern
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| Donnerstag, 10. März 2005„Wunder gibt es immer wieder – blaue Wunder ebenso“, spottet Roland Zorn (FAZ 10.3.) über sieben Stück: „Markiert diese Differenz etwa die aktuelle Distanz zwischen Bundesliga und Ligue 1? Selbst wenn man den diesmal anlaßgemäß ganz in Schwarz daherkommenden Bremern diesen einen europäischen Blackout freundlicherweise zugestehen will, mutet die Art der Selbstaufgabe eines naiven Meisters von gestern immer noch verwunderlich genug an. Ähnliches hatte sich, in noch krasserer Form, eine Woche zuvor in Freiburg abgespielt, wo sich der Sportclub dem FC Bayern ohne Gegenwehr und ohne den Hauch von Stolz 0:7 geschlagen gab. Sich hängen und demütigen zu lassen hat etwas Unwürdiges in einem sportlichen Wettkampf, der auf der athletisch schiefen Ebene stattfindet.“
In höherem Auftrag
Stefan Hermanns (Tsp 10.3.) erinnert die Bremer an ihre Aufgabe: „Der Deutsche Meister spielt, um es mal etwas pathetisch auszudrücken, gewissermaßen in höherem Auftrag. Dass Aachen, Stuttgart und Schalke im Uefa-Cup ausscheiden – geschenkt. Aber der Deutsche Meister!? Haben wir uns nicht gerade erst freudig der Illusion hergegeben, dass der deutsche Fußball wieder auf dem Weg nach vorne ist?“
Das komplette, perfekte Spektakel
Raphael Honigstein (Tsp 10.3.) jubiliert über das Spiel zwischen Chelsea und Barcelona: „Streng kalkulierter Konzeptfußball gegen organisierte Kreativkunst, Neureichtum gegen Tradition, und das nach den gegenseitigen Anfeindungen, als José Mourinho von einem Komplott seines Kollegen Frank Rijkaard mit dem Schiedsrichter schwadroniert hatte. Es war ein Abend, an dem das Spiel mit den Mannschaften spielte, nicht umgekehrt. Die Stärken und Schwächen der Teams drehten sich schneller als das Ventil des fliegenden Balles in ihr Gegenteil; und wenig später wieder zurück. Heraus kam das komplette, perfekte Spektakel.“
Moderner Fußball
Christian Eichler (FAZ 10.3.) bestaunt die Ökonomie des Siegers: „Eine höchst unterhaltsame Lektion darüber, wie undankbar das schönste aller Spiele zu denen ist, die es am schönsten spielen. Barca gegen Chelsea, es ist das alte Lied des schönen, aber ein bißchen naiven Fußballs, gespielt von herzerfrischenden Mannschaften, die den Ball lieben und liebkosen und hübsch gewinnen; und irgendwann immer doch einen Gegner treffen, der clever und cool und klinisch ist, ihnen erst den Ball überläßt und schließlich doch endgültig wegnimmt. Man nennt das modernen Fußball, man muß dafür wie in jedem modernen Unternehmen Ziele definieren und Wege erkennen und jene Emotionen reduzieren, die das Publikum gerade sucht. Chelsea ist kühl und reduziert und spielt modernen Fußball. (…) Mourinho und der Midas-Touch – was er anfaßt, wird zu Gold.“
Bisher hat Mourinho immer eine Antwort gefunden, auf jedes Problem, auf jede Kritik
Andreas Lesch (BLZ 10.3.) stört sich an José Mourinhos Geplänkel vor dem Spiel: „Die Handgreiflichkeiten haben angedeutet, wohin Mourinhos Methoden führen können. Er hat die Eskalation mit seinen Aussagen provoziert, er betrachtet solche Aktionen als Teil seiner Arbeit, er kämpft mit jedem Mittel um sportlichen Erfolg. (…) Seine Grenzen hat er noch nicht erfahren. Vor der Partie gegen Barça wurde ihm vorgeworfen, Chelsea spiele langweilig. Dann kam das furiose 4:2. Bisher hat Mourinho immer eine Antwort gefunden, auf jedes Problem, auf jede Kritik.“
Pressestimmen aus England und Spanien, gesammelt von der BLZ
NZZ-Bericht Arsenal-Bayern (1:0)
NZZ-Bericht Juve-Real (2:0 n.V.)