indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Die üblichen Sticheleien

Oliver Fritsch | Samstag, 12. März 2005 Kommentare deaktiviert für Die üblichen Sticheleien

Richard Leipold (FAZ 12.3.) beleuchtet die Gegenwart des Duells zwischen Schalke und Bayern, die Vergangenheit reflektierend: „Vieles ist anders als vor vier Jahren „auf Schalke“. Nur eins ist wie einst im Mai. Der FC Schalke 04 konkurriert mit Bayern München um die deutsche Fußballmeisterschaft. An dieser Stelle erklärt Rudi Assauer den Vergleich für beendet. Die aktuelle Mannschaft habe mehr Klasse, mehr Qualität, sagt der Manager. Im Frühjahr 2001 waren die Schalker ein Außenseiter, mit dem niemand gerechnet hatte. Und so hatten sie sich auch benommen: jederzeit bescheiden. Selbst Assauer, in guten wie in schlechten Tagen ein selbstbewußter Mann, sprach in jenem Titelkampf wie ein Bayern-Fan. Bei jeder Gelegenheit pries er die Münchner, vor allem ihr Management. Am Ende gewannen die Bayern wieder den Titel, wenn auch äußerst knapp – dank eines umstrittenen Freistoßes in der Nachspielzeit. (…) Während Schalke vom größten Erfolg nach fast fünf Jahrzehnten träumt, gehen die Bayern den Titelkampf routiniert an und versuchen es mit den üblichen Sticheleien.“

Die wesentliche Differenz von Emotionalität und Qualität

Auch Christoph Biermann (SZ 12.3.) blickt, mit Rudi Assauer, zurück: „„Wir haben damals in der Verteidigung mit Waldoch und Hajto gespielt“, sagt Assauer und beginnt ganz langsam zu lächeln. „Mit Hajto“, sagt er noch einmal und hat nun ein ganz breites Grinsen auf dem Gesicht. Die ersten Zuhörer lachen. Genau, Hajto! Ganz vergessen, mit dem wäre Schalke 2001 fast Deutscher Meister geworden. Stammspieler war er, inoffizieller Weltmeister im Einsammeln von Gelben Karten, Einwurfmaschine und legendärer Bälle-nach-vorne-Klopper. Ein harter Junge, der später irgendwann noch geklaute Zigaretten gekauft hat. Auch nicht gerade ein Delikt für Champions. Inzwischen lachen alle im Raum, so viel Spaß bei einer Pressekonferenz ist selten. (…) Heute heißt das Pendant zu ihm und Tomasz Waldoch in der Innenverteidigung Marcelo Bordon und Mladen Krstajic, und nichts könnte den Unterschied von damals zu heute besser illustrieren. „Sie haben eine gewisse Klasse“, sagt Assauer und benennt die wesentliche Differenz: die von Emotionalität und Qualität.“

Die 11 Freunde erinnern an den seltsamen indirekten Freistoß vom 19, Mai 2001: „Der Schuldige war schnell gefunden: Markus Merk hatte gepfiffen, als HSV-Verteidiger Thomas Ujfalusi den Ball schwer bedrängt zu Keeper Matthias Schober zurückgespielt hatte. Der Zahnarzt aus Kaiserslautern pfiff – und tut dies auf eigenen Wunsch seither nicht mehr, wenn Schalke involviert ist. Merk hat sich merkwürdigerweise auch nach 44 Monaten keine Erklärung für den Fehler vom Mai 2001 zurechtgelegt. Er sagte zwar, dass er nie zuvor und danach einen solchen Rückpass geahndet habe. Ein Fehlereingeständnis ließ er sich aber nicht abringen.“

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Ehrliche Gefühlen

Franz Baranowski, Oberbürgermeister von Gelsenkirchen, sagt der SZ: „Wir haben einen der geilsten Fußballvereine Deutschlands, zu dem die Menschen mit ehrlichen Gefühlen stehen. Die Münchener sollten da ruhig mal überprüfen, ob ihr Verhältnis zum FC Bayern genauso tief und aufrichtig ist.“

Ausbeinen des DDR-Fußballs

Oskar Beck (Stuttgarter Zeitung 12.3.) befürchtet den Abstieg Hansa Rostocks: „Für viele im deutschen Osten war Hansa Rostock die letzte Bastion gegen die Besserwessis, der Stolz der Region, der Rächer der Enterbten, des Bewahrer des Selbstwertgefühls – jetzt macht sich das drohende Gefühl des nächsten gesellschaftlichen Abstiegs breit, und der Frust grassiert wie die Grippe. (…) „Immer gegen den Osten“, ärgert sich Altfan in einer Internetdebatte und kommt sich zurzeit so untergebuttert vor wie vor 15 Jahren, als die dicksten Bundesligabosse bei Nacht und Nebel durch die ersten Löcher der Berliner Mauer krochen und sich als kapitalistische Kriegsgewinnler ans Ausbeinen des DDR-Fußballs machten, angeführt von Reiner Calmund, der Personifizierung des cleveren Wessis. Wie sich der damalige Bayer-Manager den Oststar Andy Thom unter den Nagel gerissen hat? Calmund: „Ab über die Grenze, im Wohnblock von Thom den Aufzug hochfahren, am Türschild klingeln, mit dem Kind auf dem Boden Auto fahren und den netten Onkel spielen.“ Papa Andy wurde schnell weich.“

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