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Die Intellektualisierung von Schalke fand nicht statt

Oliver Fritsch | Montag, 14. März 2005 Kommentare deaktiviert für Die Intellektualisierung von Schalke fand nicht statt

Udo Muras (WamS 13.3.) erinnert an den Anfang von Ralf Rangnicks Trainerkarriere: “Waren das schöne Tage damals für den FC Viktoria Backnang. Vielleicht die schönsten überhaupt in der Geschichte des kleinen schwäbischen Vereins aus dem Rems-Murr-Kreis. Anno 1984 wurde Backnang mit acht Punkten Vorsprung Meister der Bezirksliga, und „Professionalität hielt Einkehr in die fußballerische Arbeit“, heißt es in der Klub-Chronik. In den Heimspielen wurden zur Pause Eintrittskarten für Spiele des VfB Stuttgart verlost, Geschäftsleute schalteten Werbespots, urplötzlich hatte Viktoria einen Stadionsprecher und ein Vereinsheft. Außerdem hatte der Klub einen Trainer, der selbst noch mitspielte und für all das verantwortlich war. Sein Name: Ralf Rangnick. 25 Jahre jung war er gerade, als er zum letzten Auswärtsspiel nach Murrhardt mit dem Fahrrad fuhr, wie man das so macht in der kleinen Fußballwelt. Im Jahr darauf marschierte „Viktoria Rangnick“ auch durch die Landesliga, hatte am Ende wieder acht Punkte Vorsprung, und es gab Tage, da kamen bis zu 800 Zuschauer ins Karl-Euerle-Stadion. Das waren die ersten glücklichen Berührungen des Trainers von Schalke 04 mit der Meisterschaft (…) Die in hoher Auflage gedruckte Mär vom Fußball-Professor, der womöglich nicht zum hemdsärmeligen Schalker Fußballvolk paßt, findet längst keinen Absatz mehr. Der Boulevard hat sich beruhigt, die Intellektualisierung von Schalke fand nicht statt, der einstige Klub der Bergleute ist nicht zum Dorado der Literaten und Soziologen geworden. Primus Rangnick (Trainerlizenz als Jahrgangsbester 1985 mit Note 1,2) paßt auf, daß die Schublade nicht mehr gezogen wird.“

Tarnkappenkicker

Michael Wulzinger (Spiegel 14.3.) würdigt den besten Torschützen der Bundesliga: „In der gestylten, selbstbewussten Kickerszene wirkt Marek Mintal wie eine Figur aus einer Zeit, in der die Wahrheit noch auf dem Platz lag. Er macht nur seinen Job. Doch den erledigt er mit eindrucksvoller Präzision. Für einen Torjäger spielt Mintal reichlich unspektakulär. Er meidet Dribblings und direkte Zweikämpfe. Stattdessen rennt der Slowake unaufhörlich querfeldein. Mit seinen weiten Laufwegen bringt er die gegnerischen Verteidiger zur Verzweiflung und außer Atem – bis er sich irgendwann unbeobachtet und unbewacht dort einfindet, wo der Ball landet. Das ist der Moment des Tarnkappenkickers. Denn Mintals Schusstechnik ist so exzellent, mit dem linken wie mit dem rechten Fuß, dass er nur wenige Gelegenheiten für einen Treffer benötigt.“

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