Ball und Buchstabe
Ohne Fernsehhilfe wird der Schiedsrichter zerstört
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| Dienstag, 15. März 2005Peter Hartmann (NZZ 15.3.), der ewigen Schiedsrichterdiskussion in Italien satt, befürwortet den Videobeweis: „Der Fussball hat ein aufgestautes Gerechtigkeitsproblem, das nicht in Italien gelöst werden kann. Das Fernsehen beginnt das Schauspiel aufzufressen, das es mit seinen Millionen füttert. Immer mehr TV-Kameras enthüllen die Fehler der Schiedsrichter. Und der Schiedsrichter erfährt die Wahrheit immer zuletzt. Früher schrie das Publikum, wenn der Mann in Schwarz irrte: Schiedsrichter ans Telefon. Heute heisst der Notruf: Herr Blatter, ans Telefon. Der Fifa-Boss widersetzt sich vehement dem Fernsehauge als Instrument der Entscheidungsfindung. Die Television denunziert heute die Schiedsrichter und gewinnt daraus Unterhaltungsstoff. Sepp Blatter behauptet, das Fernsehen untergrabe, als Beweismittel eingesetzt, die Autorität der Schiedsrichter. Die Wirklichkeit zeigt das Gegenteil: Ohne Fernsehhilfe wird der Schiedsrichter zerstört, durch Hetzkampagnen, wie sie etwa Mourinho gegen Frisk entfachte. Im Rugby sitzt seit 2001 ein Zusatzschiedsrichter in der Videokabine und entscheidet auf Wunsch des Hauptschiedsrichters fragliche Szenen. Im American Football können die Team-Coaches zweimal pro Spiel die Fernsehaufzeichnung zur Beurteilung anfordern; behält der Schiedsrichter Recht, darf der Coach ein Time-out weniger einfordern.“